SCHRAMBERG (ck/him) – Zum „Dichtfest“ des Vereins „Szene 64″im Bau 64 Ende Dezember haben Stadtarchivar Carsten Kohlmann und die Auszubildende Lena Spomer eigens eine Ausstellung von 20 Bildern konzipiert, die im Treppenhaus und im 1. Obergeschoss des baus 64 zu sehen waren. Die 20 oft erstmals gezeigten Fotos und Pläne stellen die wichtigsten Entwicklungsphasen und Baumaßnahmen der Firmengeschichte dar.
Am Beginn der Ausstellung war eines der ältesten bisher bekannt gewordenen Fotos der frühen Uhrenfabrik aus der Zeit um 1870 zu sehen, einer Fabrik, die sich bis 1900 zur größten Uhrenfabrik der Welt entwickelte und einer der wichtigsten Schrittmacher der Industrialisierung im Königreich Württemberg war.
Auf den Bildern konnten die Besucher die kontinuierliche bauliche Entwicklung des Unternehmens nachvollziehen, das sich zu einer eigenen „Stadt in der Stadt“ entwickelte, deren Bedeutung im Jahr 1912 so beschrieben wurde: „Die Bezeichnung „Gaishalde’ hat etwas eigenes an sich, nicht nur hier in Schramberg und Umgebung schaut alles nach dem Stadtteile, weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus in allen Weltteilen wird von der ‚Gaishalde’ und ihrer riesigen Uhrenfabrik, von Gebrüder Junghans, kurzweg die Gaishalder Fabrik genannt, gesprochen. Ja, die Bewohner haben allen Grund, ihre Blicke stets auf die Gaishalde zu lenken; hier ist die Seele unseres Gemeinwesens, nach der sich auch die ganze Uhrenindustrie des Schwarzwaldes zu richten hat.“

Die Geschichte des Firmengeländes sei „bis heute dem steten Wandel unterworfen“, so Kohlmann. Auf dem Höhepunkt der wirtschaftlichen Entwicklung der Firma Junghans standen hier 104 Gebäude, von denen im Lauf der Zeit vier Fünftel bereits wieder verschwunden seien. „Darunter waren viele kleine und schnell errichtete Gebäude ohne nachhaltige Bausubstanz“, urteilt Kohlmann.
Dies sei beim Bau 64 anders: Das Gebäude sei auf dem Höhepunkt des Zeitalters der Industrialisierung 1892/93 als Magazingebäude errichtet worden; die im Stadtarchiv Schramberg verwahrten Baupläne waren in der Ausstellung zu sehen.
Seit 1987 stehen insgesamt sechs Gebäude unter Denkmalschutz, nämlich die Bauten 44, 45, 50, 64, 68 und 76, der „Terrassenbau“ ist als „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ eingestuft. Verloren gegangen sind leider das historische Firmenhallenbad und das Direktionsgebäude. In den kommenden Jahren will der Eigentümer Hans-Jochem Steim im Terrassenbau ein eigenes Uhrenmuseum und einen Uhrenwerksverkauf einrichten und dazu den seit vielen Jahren leer stehenden Bau grundlegend sanieren lassen.
Die zum „D(R)ichtfest“ entstandene Sonderausstellung könnte möglicherweise Grundlage einer zukünftigen Dauerausstellung zur Baugeschichte der Uhrenfabriken Gebrüder Junghans in der „Szene 64“ werden, hofft Kohlmann.