Das war vorläufig ihre letzte Fahrt mit einem Auto: Eine 77-Jährige ist nach einer halsbrecherischen Fahrt durchs Donautal ihren Führerschein los. Sie wollte einen Arzttermin nicht verpassen, raste deshalb rücksichtslos über regennasse Straßen, kam zudem von der Straße ab. Doch die Polizei mochte ihre Ausrede nicht gelten lassen.
Am Montag kurz nach 8 Uhr ist auf der Landesstraße 277 bei Fridingen im Kreis Tuttlingen ein roter VW Polo GTI aufgefallen, der trotz regennasser Fahrbahn rasant unterwegs war. Die 77-jährige Fahrerin fuhr stellenweise im Zick-Zack, kam auf ihrem Weg mindestens einmal kurz von der Fahrbahn ab, streifte mit dem rechten Außenspiegel und der Beifahrertüre einen Leitpfosten – „kurzum: Sie fuhr für ihre Verhältnisse viel zu schnell“, berichtet Thomas Kalmbach vom Polizeipräsidium Tuttlingen.
Am Ortseingang Nendingen, aus Richtung Mühlheim kommend, nahm sie die dortige S-Kurve mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit auf der Gegenfahrbahn, setzte ihre Fahrt durch Nendingen auf der Straßemitte fort und zwang einen entgegenkommenden Lieferwagen mit VS-Kennzeichen zum Ausweichen. Dessen Fahrer konnte sich vor einem Frontalzusammenstoß nur retten, weil er bei einer Metzgerei in die dortige Bushaltestelle hineinfuhr.
Die berühmt-berüchtigte Steinbruchkurve nahm die Polo-Fahrerin mit mehr als 100 Kilometern pro Stunde, weshalb es sie auf die Gegenfahrbahn trieb.
Ihre schnelle Fahrt setzte die Seniorin bis an einen Kreisverkehr im Ludwigstal fort. Dort musste sie verkehrsbedingt anhalten, was ein hinter ihr fahrender und sie beobachtender Zeuge zu einer Ansprache nutzte.
Kurze Zeit später war dann auch die zwischenzeitlich verständigte Polizei vor Ort. Grund für den gefährlichen Fahrstil der betagten Frau war nach ihren Angaben ein Arzttermin, den sie keinesfalls verpassen wollte.
„Vorläufig wird sie zur Wahrnehmung ihrer Termine andere Verkehrsmittel nutzen müssen, denn die Ordnungshüter haben ihr den Führerschein abgenommen“, so der Polizeisprecher in seinem Bericht.
Des Weiteren wird sie wegen einer Straßenverkehrsgefährdung angezeigt. Das Polizeirevier Tuttlingen hat die Ermittlungen aufgenommen. Die Beamten suchen noch nach Zeugen, denen der rasende VW-Polo aufgefallen ist. Vor allem wird der Fahrer des Lieferwagens mit VS-Zulassung gesucht, der von der Rentnerin in Nendingen quasi von der Fahrbahn gedrängt wurde.
Alle Zeugen und Hinweisgeber werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 07461/941-0 mit der Polizei in Tuttlingen in Verbindung zu setzen.