Nicht immer ist Wahlkampf eine einfache Sache. Zum Beispiel, wenn man, wie jetzt Annette Reif von den Grünen, als Veganerin zum Obermeister der Metzgerinnung eingeladen wird. Doch die Bundestagskandidatin nahm die Einladung an: „Es ist mir wichtig, nicht nur in meiner Blase zu bleiben. Und das regionale Handwerk liegt mir sehr am Herzen.“ Ebenso, wie ihr wichtig ist, dass noch vor Ort im Dorf oder der Stadt geschlachtet wird. statt in anonymen Schlachthäusern, die nachts beliefert werden und die Tiere dann von Billiglohnkräften geschlachtet werden, wie die Grünen i einer Pressemitteilung berichten.
Mit Obermeister Matthias Traub lernte sie dann einen ganz feinen Menschen kennen, der sich viele Gedanken macht über die Zukunft der Lebensmittelversorgung und seine Branche. Der allerdings große Schlachthäuser in Ballungsräumen für sinnvoll hält, aber nur mit gut geschultem Personal. Dass Tieren nicht absichtlich wehgetan werden darf, ist für Matthias Traub selbstverständlich. Er hat den Betrieb 1999 von seinem Vater übernommen, die Metzgerei mit 20 Mitarbeitern ist gut frequentiert, obwohl sie etwas abseits liegt. Betrieb und Familie sind bei Traubs eng verbunden.,„Die Kunst liegt darin, beides in Einklang zu bringen“, so der Innungsobermeister.
Die Metzgerei Traub feiert nächstes Jahr das 50. Jubiläum, „und wir hatten in all der Zeit keinen einzigen Eintrag beim Veterinäramt“, ist Traub stolz. Zweimal im Jahr wird der Betrieb bei unangekündigten Kontrollen unter die Lupe genommen. Sein Fleisch bekommt er von drei bis fünf Landwirten in der näheren Umgebung. Das sind keine Biohöfe, sagt Traub, er setzt sich dafür ein, dass die Tiere auch in der konventionellen Landwirtschaft so gehalten werden, dass es ihnen gut geht. Weitere Themen der beiden waren die Ferkelkastration und die zunehmende Bürokratie für die Betriebe. „Mir ist es wichtig, dass weniger Tiere gehalten werden und wir uns weniger von tierischen Produkte ernähren“, so die Kandidatin.
Sie setzt sich auch für einen höheren Mindestlohn ein, „das ist dringend nötig, auch, damit offene Stellen besser besetzt werden können.“ Matthias Traub findet jedoch, dass Unternehmer selbst daran Interesse haben müssen, die Mitarbeiter gut zu bezahlen. „Das bekomme ich ja in Heller und Pfennig wieder zurück, wenn die Leute motiviert sind!“ Wichtig findet er steuerliche Erleichterungen gerade für Teilzeitkräfte. „Das ist dringend nötig, damit bei geringeren Einkommen die Steuerlast nicht so groß ist“, so Traub.
Annette Reif freute sich darüber, dass Matthias Traub ausbildet, und auch sein Ziel gefällt ihr: So schonend wie möglich schlachten, um hochwertige Lebensmittel herzustellen. Damit stößt er bei den Grünen auf offene Ohren: Im Wahlprogramm ist die Unterstützung für regionale Produkte und deren Vermarktung ein wichtiger Punkt. Dazu gehört auch, dass hiesige Hersteller faire Wettbewerbsbedingungen bekommen gegenüber importierten Lebensmitteln, wie Annette Reif betonte. Ein sehr angenehmes Gespräch, fanden der Metzger und die Veganerin, es sei gut, dass so unterschiedliche Menschen miteinander ins Gespräch kommen Auch der Politik würden solche Begegnungen gut tun, war man sich einig.