Vordergründig ist es ein Umzug: Die Café-Bar Cappuccino will aus der Rottweiler Blumengasse in die Hauptstraße umziehen, in den hübschen Winkel, in den Angolo bello, sozusagen. An sich kein Problem, Stadtverwaltung und Gemeinderatsausschuss freuen sich darüber. Aber hintergründig geht es um Stellplätze, ein Politikum im dicht bebauten Innenstadtbereich.

Drei Stellplätze haben die Betreiber des Cappuccino in der Blumengasse bislang für ihre Außentische verwenden können. Diese Parkplätze werden wegfallen. Bislang konnten die Gastwirte drei andere, private Stellplätze im Tausch für die vor ihrer Café-Bar anmieten, doch läuft dieser Vertrag aus und wird nicht mehr verlängert. Die Stadtverwaltung wird auf die Stellplätze im Innenstadtviertel nicht verzichten – also wollen die Gastwirte weg.
Sie haben den gerade frei gewordenen früheren Key-Largo-Laden am Schwarzen Tor für sich entdeckt. Dort planen sie, ein Café mit vielleicht 30 Sitzplätzen drinnen, einer langen Bar, und sieben Tischchen draußen, zum Schwarzen Graben hin einzurichten.
Das Problem: Rundherum gibt es keine Stellplätze. Und nutzen sie den bisherigen Laden um, brauchen sie nicht nur eine Genehmigung – die ihnen die Stadtverwaltung und die Stadträte gerne gaben -, sondern zwei zusätzliche Stellplätze. Weil eine Gastwirtschaft mehr Parkplätze braucht als ein Geschäft.
Die Idee der Gastwirte: sich die beiden zusätzlichen Stellplätze von der Stadt sponsern zu lassen. Nach dem Motto: Frechheit siegt. Der Antrag bei der Stadtverwaltung war sogar erfolgreich. Die Wirtschaftsförderung sah einen “wichtigen Beitrag zur Wirtschafts- und Lebensqualität in der historischen Innenstadt”, den “Ausbau des gastronomischen Angebots” in derselben und den “Erhalt von bestehenden Arbeitsplätzen.”
“Moment mal”, dachten sich da manche Stadträte am Mittwochabend in der Bauausschusssitzung, in der das Ganze genehmigt werden sollte – wenn ein Café umzieht, dann wird doch kein Angebot ausgebaut, oder? Und wenn es sich von der Fläche her verkleinert, dann werden vielleicht auch nicht die Arbeitsplätze erhalten? Und wo bleibt der Beitrag zur innerstädtischen Lebensqualität, wenn doch Leerstand am angestammten Platz entsteht?
Wie also sind 100 Prozent Zuschuss der Stadt für die Stellplatzablöse zu rechtfertigen, immerhin 15.000 Euro? Und wie ist das künftig, schaffen die Räte hier einen Präzedenzfall?
Alles Fragen, die gestellt wurden. Und beantwortet: Die Café-Bar zöge ganz fort, würde aus dem Umzug ans Schwarze Tor nichts, erklärte die Verwaltung. Denn ohne Außenbestuhlung lohnt sich das Café in der Blumengasse wohl nicht mehr.
Also ließ sich der Rat breitschlagen – zu einem Kompromiss. Einen der geforderten zwei Stellplätze sollen die Gastronomen bezahlen, einen bezuschusst die Stadt. Halbe-halbe. Eine Idee von Stadtrat Hermann Breucha (Freie Wähler). Ihm folgten etwas mehr Stadträte als Günter Posselt von der CDU, der dafür warb, die Wirtsleute zu unterstützen. “Es heißt immer”, sagte er, “wir täten nichts.” Jetzt sei Gelegenheit, was zu tun und ein attraktives Geschäft zu fördern.
Wenn die Wirtsleute auf den Deal eingehen und die 7500 Euro schultern wollen, dann wird im Hübschen Winkel wieder eine Gastwirtschaft einziehen. Wie schon 1763, als dort eine Wirtschaft “Zur weißen Lilie” aufmachte. Jetzt eben ein “Angolo bello.” Oder doch, deutlich wahrscheinlicher, ein “Cappuccino.”