Schon vor längerer Zeit angekündigt, und keineswegs „still und leise“, wie Kritiker meinen, setzt jetzt die Barmer-GEK ihr neues Geschäftsstellenkonzept um. Ein Opfer: Die Geschäftsstelle der Krankenkasse in Rottweil ist seit Anfang August geschlossen.
KREIS ROTTWEIL (him) – Schon vor anderthalb Jahren hatte die Barmer-GEK eine „tiefgreifende Reorganisation“ ihres Geschäftsstellennetzes angekündigt. Man habe festgestellt, „dass immer mehr Versicherte ihre Anliegen am Telefon oder im Web erledigen und weniger in die Geschäftsstellen kommen“, so der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Christoph Straub am 24. Februar 2014 in einer Pressemitteilung. Deshalb werde die Barmer GEK „in den Aufbau der Telefon- und Onlineservices investieren und gleichzeitig die Zahl der Geschäftsstellen auf rund 400 reduzieren.“ Mit der Neuausrichtung peile die Krankenkasse einen Personalabbau um 3500 Stellen und “jährliche Einsparungen in Höhe von rund 250 bis 300 Millionen Euro an.“
Im Juni 2014, so die Landessprecherin der Krankenkasse Marion Bußacker zur NRWZ habe die Geschäftsleitung das konkrete Konzept für Baden-Württemberg vorgelegt. Danach sollten bis 2018 insgesamt 35 von 76 Geschäftsstellen, auch die in Rottweil geschlossen werden. „Das ist eine alte Geschichte, das hatten wir schon längst angekündigt.“ Umfragen im Internet und per Telefon unter den Versicherten hätten ergeben, dass schon heute etwa drei Viertel die einfachen Dinge per Telefon oder online erledigten: „Wir bauen deshalb eigene Telefongeschäftsstellen auf. Das seien dann keine anonymen Call Center sondern da säßen Versicherungsfachleute, die nicht nur kompetent beraten, sondern auch entscheiden könnten, so Bußacker. „Die Leute wollen mehr Flexibilität.“
Geschlossen würden insbesondere kleine Geschäftsstellen, die oft nur kürzere Öffnungszeiten hatten und nur noch wenig genutzt wurden: „Die Leute stimmen mit den Füßen ab.“
Auch nach der Reform sollten die Kunden im Umkreis von 20 (Autofahr-) Minuten eine Geschäftsstelle erreichen. Für den Kreis Rottweil lägen die nächsten in Villingen-Schwenningen und Freudenstadt. „Und wenn jemand mobil eingeschränkt ist, kommen wir zu ihm“, versichert Barmer-GEK-Sprecherin Bußacker.