Feuerwehrleute aus den fünf Abteilungen der Schramberger Feuerwehr haben am Samstag bei einer ganztägigen Übung die Rettung aus Höhen und Tiefen, aber auch die Sicherung gegen das Abstürzen geübt. Ausgearbeitet hatte der Stellvertretende. Abteilungskommandant der Talstadtwehr, Patrick Wöhrle, das Übungskonzept.
SCHRAMBERG (him) – Auf dem obersten Balkon am Schlauchtrockenturm beim Feuerwehrgerätehaus stehen fünf Feuerwehrleute: Arno Zehnder prüft die Gurte am Sicherungsgeschirr, in das sich Florian Schneiderhan eingezwängt hat. Der selbst soll nochmal alle Verschlüsse und Knoten prüfen. Dann das Kommando: „Achtung, Seil kommt!“ Schneiderhan wirft einen roten Sandsack, an dem sein Sicherungsseil befestigt ist, über die Brüstung. Das Seil saust in die Tiefe. Er klettert auf das Holzgeländer, lässt sich nach außen in das Hauptseil hängen und gleitet, gesichert von einem Kameraden, langsam an der Wand hinab. Und das in voller Ausrüstung.
Ein erfahrener Feuerwehrmann steht auf dem Platz vor dem Turm und schaut hinauf: „Von unten sieht es gar nicht so schlimm aus, aber da oben ist mir doch ganz anders geworden.“ Immerhin 18 Meter sind es von dem Balkon bis runter auf die Straße. Damals in seiner Grundausbildung habe er das ganz locker gemacht, aber heute…?
Außer beim Feuerwehrgerätehaus trainieren die Feuerwehrleute auch auf dem Sulgen an einem Kran und in der Lauterbacher Straße in einem leer stehenden Gebäude.
Patrick Wöhrle hat dieses Ausbildungspaket geschnürt: In dem von ihm neu erarbeiteten Einsatzkonzept sollen die Feuerwehrleute sich mit „Absturzsicherungseinsätzen und Rettungseinsätzen aus einfachen Höhen und Tiefen“ vertraut machen.“Dadurch sollen künftige Einsätze im Einsatzgebiet der Feuerwehr Schramberg standardisiert und auf einem möglichst hohen Niveau abgearbeitet werden können“, erläutert er. Auch möchte er, dass alle fünf Abteilungen auf einem gleichen Ausbildungsstand sind und über ausreichende Technik verfügen. Bei schwierigeren Einsätzen können dann die Fachleute aus den verschiedenen Abteilungen besser zusammenarbeiten.
Um die Ausbildung effizient zu gestalten, hat Wöhrle einen Lernzielkatalog aufgestellt. Drei Ausbildungsmodule hat er zusammengestellt und das erste “Grundausbildung Gerätesatz Absturzsicherung” fand nun am Wochenende statt. Wie man mit dem Flaschenzug richtig umgeht, will Wöhrle mit seinem Ausbilderteam Arno Zehnder und Bernd Schmid noch im November zeigen, während das Modul 3 “Erweiterte Ausbildung für Absturzsicherungseinsätze und Rettungseinsätzen aus einfachen Höhen und Tiefen” erst im kommenden Jahr stattfinden wird.
Wenn der Ausbildungslehrgang abgeschlossen ist, möchte Wöhrle die Inhalte bei drei bis vier Übungen jährlich proben. Die Kameraden der fünf Abteilungen der Feuerwehr Schramberg, die am Wochenende dabei waren, „sollen nun wiederum als eine Art Multiplikatoren in den einzelnen Abteilungen eingesetzt werden“, erläutert Wöhrle sein Konzept.
Als Florian Schneiderhan schließlich unten am Fuß des Schlauchtrockenturms angekommen ist, findet er, es sei gar nicht so anstrengend gewesen. Aber dann gibt er zu: „Das kostet schon Überwindung, da oben rauszuklettern und sich so ins Seil zu hängen.“ Und dass der Kamerad ihn auch wirklich hält? „Dem vertrau‘ ich blind“, verrät er, „das ist mein Bruder.“