SCHRAMBERG (him) – Lang, lang ist‘s her, da hat ein Buntspecht-Stadtrat im Gemeinderat vorgeschlagen, wenn der Platz hinter dem Rathaus fertig wird, sollte dort eine Bücherbox aufgestellt werden. In einer solchen Bücherbox können Bücherfreunde ihre ausgelesenen Bücher einstellen und ein anderer Gern-Leser nimmt es sich heraus.
Eine Idee, die sich in den letzten Jahren weit verbreitet hat. Sogar im Trombach gibt’s schon eine Bücherbox im Wald .

In Schramberg hat‘s gedauert: Die CDU hat im März 2014 einen Antrag eingebracht, man möge ein solches Bücherregal in Zusammenarbeit mit der Mediathek aufstellen. Im April ’14 bekam die Verwaltung den Auftrag, die Idee und einen Entwurf von Arkas Förstner weiter zu verfolgen.
Wieder ein halbes Jahr später stellte der Rat 5000 Euro im Haushaltsplan 2015 bereit mit der Bedingung, dass ein Sponsor 2000 Euro beisteuert. Ein Jahr später nun liegt ein Angebot einer Schlosserei aus dem Raum Schramberg auf dem Tisch. Für 5.800 Euro könnte der Schlosser einen dem Förstner-Entwurf ähnelnder Kasten bauen und aufstellen. Die Kreissparkasse sei als Sponsor gefunden, berichtet die Leiterin der Mediathek, Ruth Bolle, im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats.
Auch eine weitere Bedingung, dass sich nämlich jemand findet, der das Bücherregal betreut, ist zumindest teilerfüllt. Achim Ringwald von der Stadtverwaltung will anfangs per „Sichtkontrolle“ auf dem Weg zum Rathaus und abends zurück zum Auto nach dem Rechten sehen. Stadträtin Renate Much (SPD-Buntspecht) hatte sich ebenfalls auf die Suche gemacht und ist fündig geworden. Wenn noch zwei andere mitmachten, hätte sie einen sehr kompetenten Paten.
Doch nicht allen schmeckte das Projekt: Gaby Flaig, CDU, war „skeptisch, was das langfristige Interesse der Bevölkerung angeht“ und sah schon eine „neue Schmuddelecke“ entstehen. Franz Rapp, Freie Liste, hatte „ein Problem mit den Kosten: 5800 Euro ist ein Haufen Geld.“ Renate Much erinnerte der Entwurf „eher an einen Medizinschrank.“

Mediatheksleiterin Ruth Bolle wandte sich, wie schon früher, gegen die CDU-Vorstellung, die Mediathek solle das öffentliche Bücherregal betreuen. Erstens fehle ihrem Team die Zeit dafür, und zweitens habe das Regal mit der Arbeit der Mediathek nichts zu tun, deren Aufgaben seien völlig andere. Den Preis begründete sie im hohen Herstellungsaufwand: “Das Regal soll wetterfest sein, transportabel und doch fixiert.“
Schließlich ist noch einmal die Grundsatzdiskussion über Sinn und Zweck des Regals losgegangen. Bernd Richter hatte beobachtet, dass in zwei von fünf Städten „Kruscht“ in der Box gestanden habe. Gertrud Nöhre (SPD-Buntspecht) berichtete von einigen Städten, wo es „wunderbar“ funktioniere. Einige Ratsmitglieder fürchteten, dass Leute ihre ausgedienten Bücher dort ablegen würden. Sie bekamen als Erwiderung: „Genau das ist der Sinn des Regals.“ Die Sorge, dass es zum Müllplatz werde, sei unberechtigt: „Weshalb sollte ich meinen Papiermüll in die Stadt tragen, wenn die blaue Tonn vor dem Haus steht?“ gab Jürgen Winter (CDU) den Skeptikern zu bedenken. Ziel des Ganzen sei Interesse am Lesen zu wecken – und so komme die Bücherbox auch der Mediathek zu Gute.
Blieb die Standortfrage: Bei der Sparkasse, zwischen dem Haus Oberndorfer Straße 1 und dem Celik Supermarket oder oben am Treppenabgang? Mit einem Kompromissvorschlag beendete Oberbürgermeister Thomas Herzog die aufkommende Diskussion: „Wir lassen das Bücherregal herstellen und probieren dann, wo es passt.“ Bei drei Enthaltungen beschloss der Ausschuss schließlich, die Verwaltung solle den Bücherschrank bauen lassen.
Gesagt ist gesagt: Rudi Aberle (Freie Liste) sorgte sich in der Diskussion um die Bücherkiste um die Moral: „Was ist, wenn da was Pornografisches drin liegt?“ – Ohne zu zögern erwiderte Regalpate in spe Achim Ringwald: „Dann nehm‘ ich‘s mit nach Hause!“