Das Interesse an Guido Wolf, dem CDU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 13. März, war beim CDU-Neujahrsempfang am Montagabend größer,. als von der Rottweiler Kreispartei erwartet: Für 450 Besucher hatte sie in der Rottweiler Stadthalle gestuhlt, dann mussten eilig weitere 50 Stühle herbeigeschafft werden, um alle Interessenten unterzubringen. Wolf gab sich kämpferisch, selbstbewusst und entspannt – trotz der ausbaufähigen Umfragewerte.

Dass der CDU-Hoffnungsträger mit seiner Rede punktete, demonstrierte der Zwischenbeifall. Gut 20 Mal applaudierte das Publikum – bunt gemischt zwischen Alt und Jung, Mitgliedern (Mehrzahl) und Nicht-Mitgliedern – während der 50 Minuten. Dass die CDU entschlossen ist, alle Kräfte zu mobilisieren, zeigte die Anwesenheit der früheren Abgeordneten Franz Sauter (CDU), Josef Rebhan und Hans-Jochem Steim (beide Landtag) mit Frauen, von Landrat Wolf-Rüdiger Wolf-Rüdiger Michel und dessen Vorgänger Manfred Autenrieth. Auch IHK-Präsident Dieter Teufel, ebenfalls CDU-Mitglied, war samt Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez gekommen.
Oberbürgermeister Ralf Broß demonstrierte bei seiner Begrüßung ein kaum zu bändigendes Selbstbewusstsein. Wolf habe sich für den Start in sein entscheidendes Jahr genau den richtigen Ort ausgesucht, sagt der OB, denn: „Es gibt keine zweite Stadt in Baden-Württemberg, die zuletzt so erfolgreich war.“ Dafür stehe der höchste Turm des Landes mit der höchsten Aussichtsplattform Deutschlands und „mit Aplenblick“ ebenso wie der jetzt beschlossene Gefängnis-Neubau „mit vorbildlicher Bürgerbeteiligung“.

Broß zeigte sich aber auch launig, als er Wolf wegen dessen blauem Schal beim letztjährigen Narrensprung neckte. Der OB schenkte dem Gast prompt ein schwarz-gelbes Exemplar, das sowohl die Farben Rottweils als auch die Baden-Württembergs verkörpere. „Damit können Sie überall hin“, sagte der OB zu Wolf. Dieser parierte auf seine Art: Das blaue Halstuch sei ein Geschenk der Jungen Union und ein Bezug zur ältesten Stadt Baden-Württembergs, Motto „Jung trifft Alt“.
Es hatte keine zwei Minuten bis zum ersten Lacher gedauert. Doch postwendend zeigte Guido Wolf eine andere Seite von sich: Mit der Fasnet 2015 verbinde sich auch eine schmerzhafte Erinnerung: Damals sei er dem geschätzten und im Juni so plötzlich verstorbenen Bürgermeister Werner Guhl zum letzten Mal begegnet.

Die politische Botschaft des Spitzenkandidaten lautete: „Die grün-roten Experimente müssen nach fünf Jahren beendet werden.“ Wolf ging ausführlich auf die Flüchtlingsproblematik ein, sagte: „So kann es nicht weitergehen“ und warf der Landesregierung unter anderem vor, bei den Abschiebungen zu zögerlich zu sein, ebenso beim Thema Sach- statt Geldleistungen. Noch mehr grenzte er sich bei der Bildungspolitik ab, kündigte einen Kurswechsel mit Stärkung von Realschule und qualitätsbezogeneren Gymnasien statt Verwässerung sowie Beibehaltung der Sonder- und Förderschulen an. Dafür bekam er den meisten Beifall an diesem Abend.