ROTTWEIL (pm) – Über 100 Zuhörer fanden sich am 18. Dezember zum Studium Generale in der Rottweiler Business School Alb-Schwarzwald ein. Dort erklärte der aus Oberndorf stammende Teilchenphysiker Dr. Andreas Crivellin von seiner Arbeit am Europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf. Lehrreich, aber zugleich unterhaltsam und humorvoll erklärte der 34-Jährige, warum die Forschung an kleinsten Teilchen hilft, Welt und Weltall besser zu verstehen.
„Der Urknall hat keine praktische Anwendung, außer dass es uns gibt“, so seine gutgelaunte Anmerkung zur wohl prominentesten Theorie über die Entstehung der Welt. Als theoretischer Physiker arbeitet er zusammen mit Experimentalphysikern, welche die konkreten Experimente durchführen. Seine Aufgabe: Das theoretisch zu beschreiben, was man sonst nicht sehen kann: Quarks, Neutrinos und die Wechselwirkung zwischen Teilchen; alles weitaus kleiner als Atome. In der Welt der kleinsten Teilchen seien eindeutige Vorhersagen nicht möglich, sehr wohl aber die Bestimmung von Wahrscheinlichkeiten.
Die vielen interessierten Fragen aus dem Publikum beantwortete er kompetent und anschaulich. Auch wusste er zu berichten, wie der Forschungsalltag eines theoretischen Teilchenphysikers aussieht: Man denke viel nach, diskutiere mit anderen Forschern, schreibe Artikel und halte auch Vorträge und unterrichte manchmal. Vor allem aber müsse man rechnen. Die riesige Formel, die er zur Verdeutlichung mit dem Beamer an die Wand warf, gab ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie es die Mathematik möglich macht, die Teilchenwelt zu beschreiben.
Was ihn reize, als Wissenschaftler Grundlagenforschung zu betreiben? Darauf wusste er eine klare Antwort: Man habe viel Freiheit, viel Eigenverantwortung, die Arbeit sei spannend, abwechslungsreich und überdies international geprägt. Die Arbeitsatmosphäre sei gut. Das lasse mitunter auch die Nachteile eines Forscherlebens vergessen, nämlich die eher schlechten Jobaussichten und den ständigen Wohnsitzwechsel. Andreas Crivellin ist für zwei Jahre mit einem Marie-Curie-Stipendium der Europäischen Union am CERN.
Obwohl er also keine Daueranstellung hat, war doch die Begeisterung, die er für seine Arbeit empfindet, im Vortrag deutlich zu spüren. Eine Begeisterung, die auch aufs Publikum übersprang. Es bekam einen umfassenden Einblick in das heutige physikalische Weltbild, erfuhr, was es mit Relativitätstheorie und Quantenmechanik auf sich hat, und nahm viel von der Faszination mit nachhause, die die Frage nach der Entstehung der Welt offenbar nicht nur auf Forscher ausübt.