SCHRAMBERG, 24. Oktober (him) – Die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger, hat in einem Interview des Deutschlandfunks erklärt, Umweltzonen würden derzeit „keine wirkliche Wirkung mehr erzielen.“ Dennoch setzt das Regierungspräsidium Freiburg in Schramberg weiter auf dieses Instrument, will zum 1. Januar die Zone noch verschärfen und nur noch Fahrzeuge mit grüner Plakette zulassen.
Krautzberger sagte in dem am 19. Oktober ausgestrahlten Interview: „Die Umweltzonen waren ein wichtiges Instrument, um Feinstaub zu verringern in großen Städten.“ Sie hätten dazu geführt, dass die Kraftfahrzeugflotten erneuert wurden. Und weiter: „Sie sind jetzt in einer Situation, wo sie keine wirkliche Wirkung mehr entfalten, aufgrund der Flottenerneuerung, die wir inzwischen vollzogen haben. Sie sind auch immer nur ein Instrument neben vielen anderen.“
Statt allein auf die Umweltzonen zu setzen, plädiert die Präsidentin des Umweltbundesamtes für „eine Verkehrspolitik in den Städten, die auf Verlagerung der Verkehre vom Kraftfahrzeug hin auf umweltverträgliche Verkehrsträger orientiert ist.“ Also auf den ÖPNV, auf das Fahrrad, auf den Fußverkehr und das Carsharing. Krautzberger verweist aber auch auf die “Baumaschinen, die bisher noch ohne Filter in Städten vielfach eingesetzt werden.“
Die Umweltzonen, so wie sie heute ausgestaltet seien, fokussierten „ja ganz klar auf einen bestimmten Abgasstandard, der heute zur Regel wurde.“ Deshalb würden die Umweltzonen das Fahrverhalten nicht mehr regulieren.
Inzwischen sind praktisch alle LKWs mit grüner Plakette versehen – und LKW-Abgase sind für die erhöhten Stickoxidwerte in Schramberg in erster Linie verantwortlich. Konsequenterweise sind die in Schramberg gemessenen Stickoxidwerte seit Einführung der Umweltzone auch praktisch unverändert geblieben, vorher 52 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, 2013 waren es 51 Mikrogramm.
Krautzberger verweist im DLF-Interview auf eine auch in Schramberg wichtige Stickoxidquelle, die von der Umweltzone überhaupt nicht beeinflusst werden kann: Sie schaue „voller Sorgen auf die Holzheizungen, die in einigen städtischen Bereichen, aber auch im ländlichen Raum zugenommen haben. Wir sehen das immer dann kritisch, wenn Luftschadstoffe aufgrund von Invasionswetterlagen zunehmen.“
Am Donnerstag hat das Regierungspräsidium den Gemeinderat über die Fortschreibung des Luftreinhalteplans für Schramberg und die Umsetzung weiterer Maßnahmen informieren. Dabei geht es um die Verschärfung der Umweltzone und die geplante Einführung von Tempo 30 in der Oberndorfer Straße.
Bislang verweigert die Stadt das Einvernehmen bei diesen Maßnahmen, weil sie sich keine Verbesserung der Situation in der Oberndorfer Straße erwartet, im Gegenteil: Durch Tempo 30 dürfte die Belastung der Anwohner noch steigen. (Wir berichten noch ausführlich.)