Ein Abriss der Göllsdorfer Turn- und Festhalle wäre jetzt das falsche Signal. Zu diesem Schluss sind am Mittwoch weite Teile des Gemeinderats Rottweil gelangt. Der Rat verschob die Entscheidung über die Halle daher auf später. Denn unklar ist, ob sie Anfang kommenden Jahres für die Unterbringung von Flüchtlingen geöffnet werden muss oder ob sie, alternativ dazu, Raum für Schulsport bieten kann, wenn der etwa in der Kreissporthalle nicht mehr möglich sein wird.
Dieses Jahr sollen die Flüchtlinge im Landkreis noch untergebracht werden können, ohne etwa die Kreissporthalle in Rottweil belegen zu müssen. Auf diese Einschätzung hat sich Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel am Montag festgelegt. Was das nächste Jahr bringe, sei unklar. Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß rechnet mit 300 neuen Flüchtlingen pro Monat, die irgendwo im Kreisgebiet unterzubringen seien. Er rechnet auch damit, dass die Stadt genügend Wohnraum, aber auch leer stehende Häuser hat – etwa das Haus Bahnhofstraße 1, hinter der Villa Duttenhofer, das eigentlich einem Parkhaus weichen sollte, das nun aber auch nicht abgerissen werden wird.
Die Göllsdorfer trifft die Nachricht hart, dass ihre alte Halle bis auf weiteres stehen bleiben soll. Dass der über viele Jahre gereifte Plan, sie endlich im kommenden Jahr neu zu errichten, aufgeschoben werden musste, wie es der Gemeinderat mehrheitlich sah.
Göllsdorfs Ortsvorsteher Wolfgang Dreher rang sichtlich mit sich, konnte sich auch nicht dazu durchringen, als Befürworter einer Abriss- und Neubau-Verschiebung aufzutreten. Er sehe durchaus das Problem und die Notwendigkeit, Flüchtlinge unterzubringen, sagte er. Es sei aber auch gut gewesen, wenn der Gemeinderat jetzt einen Startschuss hätte geben können – indem er die geplanten Baukosten in Höhe von 3,55 Millionen Euro am Mittwoch freigegeben hätte. Eingeplant waren sie bereits, aber mit einem Sperrvermerk versehen. Den sollte der Gemeinderat gestern eigentlich aufheben, was den Start des Bauvorhabens bedeutet hätte.
Mai, Juni wäre dann Baubeginn gewesen, jetzt hätte das Bauamt die Ausschreibung gestartet – und hierin sah Bau-Fachbereichsleiter Lothar Huber ein Problem. Die Stadt mache sich unter Umständen schadensersatzpflichtig, wenn sie jetzt mit einem Bauzeitenplan ausschreibe und dann im Frühjahr die Notbremse ziehe. Die bietenden Firmen wollten und würden ja planen.
CDU-Stadtrat Günter Posselt hatte die Verschiebung des Hallenabrisses und -neubaus angeregt. Er hatte den Vertagungsantrag gestellt, um den Beschluss darüber von der Tagesordnung zu bekommen. Es sei schlicht ein “falsches Signal”, wenn die Stadt eine Halle abreiße, die in Kürze für Flüchtlinge gebraucht werden könnte, sagte er. Viele im Rat pflichteten ihm bei, vor allem etwa Walter Stegmann und Martin Hielscher von den Freien Wählern. Dort hieß es ebenfalls, dass ein Abriss der Halle den Stadträten “in der jetzigen Situation” politisch nicht abgenommen werden könne, wie Stegmann sagte. Sie würde möglicherweise auch als Ausweichquartier für den Schulsport gebraucht.
Gemäßigter Widerstand allenfalls von Forum für Rottweil. Stadtrat Reiner Hils meinte, “wir vergeben uns jetzt nichts”, wenn die Ausschreibung für den Neubau der Halle nun gestartet würde.
Hils musste nicht überstimmt werden, Oberbürgermeister Ralf Broß zog den Tagesordnungspunkt angesichts des breiten Konsenses für eine Vertagung aus eigenem Antrieb zurück.