DEISSLINGEN (mm) – In Deißlingen kann man nicht mehr so oft am Stammtisch sitzen wie früher: Das Gasthaus Hohenzoller hat seit August geschlossen, die Rose nur noch Dienstag, donnerstags und sonntags offen, und seit kurzem ist auch noch der Bären zu.
Dennoch ist Deißlingen ist im Vergleich zu anderen Orten noch in einer recht komfortablen Situation, denn mit der Pizzeria Piccolino, dem Hotel Hirt, dem Orient Kebap und dem Dart-Café, in dem sogar geraucht werden darf, ist man kneipenmäßig noch recht gut ausgestattet. Außerdem gibt es in Lauffen mit Krone und Hirsch noch zwei weitere Gasthäuser.
Und liegt dennoch im deutschlandweiten Trend. Seit 2001 hat jedes vierte Gasthaus zu machen müssen. Und das hält an, denn die Konkurrenz wächst. Die Konkurrenz durch Einzelhandel, Systemgastronomie oder Tankstellen, aber auch durch Vereinsheime. Das könnte auch in Deißlingen zum Problem werden, denn der SV Lauffen plant sein neues Vereinsheim auf Fürsten und will dort ein Restaurant oder Café einrichten.
„Mit dem Wirtshaus verschwindet eine Einrichtung mit hohem sozialen und kulturellen Stellenwert aus den Gemeinden“, betont Florian Kohnle von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. In Bayern sieht es besonders drastisch aus: Etwa 500 der 2200 Gemeinden haben überhaupt keine Wirtschaft mehr.
Das liege am Bevölkerungsrückgang in ländlichen Gebieten, der gestiegenen Mobilität, aber auch am veränderten Freizeitverhalten: Man geht eben nicht mehr so oft in die Stammkneipe wie früher und trinkt sein Bier lieber zuhause vor dem Fernseher. Ein Problem, das übrigens nicht neu ist, schon 1977 stand im Heimatbrief zu lesen: „Von den zahlreichen, noch vor 10 bis 20 Jahren bestehenden Gaststätten sind derzeit zum Teil schon etliche Jahre, zum Teil seit diesem Jahr und teilweise auch nur vorübergehend geschlossen.“
Die Geschichte und viele andere über Deißlinger Kneipen steht nachzulesen im Büchlein „…und vom Durscht schwätzt neamard“, in dem Wofgang Klink jede Menge Interessantes über noch vorhandene oder längst geschlossene Wirtschaften zusammengesammelt hat. Das gibt es im Rathaus für fünf Euro zu erstehen.