Rottweil. Wer glaubt, bei der offiziellen Kandidatenvorstellung wirklich alle Kandidaten für den Posten als Oberbürgermeister von Rottweil gesehen zu haben, heißt vielleicht Herbert Walter oder Hermann Leins und ist bei der Stadtverwaltung für diese Vorstellung beziehungsweise für die Wahl an sich zuständig. Die beiden Herren werden der festen Überzeugung sein, dass sie am Donnerstagabend verlässlich das komplette Bewerberfeld für den ersten Wahlgang präsentiert haben. Das haben sie natürlich auch. Und doch irgendwie auch nicht. Denn Rottweil wäre nicht Rottweil und Kandidat Nummer fünf würde sich nicht treu bleiben, griffe er nicht auf der Zielgeraden noch ein.
Diese Geschichte handelt von Dieter E. Albrecht. Einem Mann, der es bei der offiziellen Kandidatenvorstellung zur Oberbürgermeisterwahl in Rottweil nicht auf die Bühne geschafft hat, sondern in Reihe zwei. Unter die – Zuschauer! Für alles andere, für einen Platz auf dem Podium, hätte er vorher aus dem Knick kommen müssen. Doch: Zuschauer will Albrecht nicht bleiben. Er hat sich in Schale geworfen. Die Kandidatenvorstellung läuft gerade, es ist 20.24 Uhr, da lässt der Mann per Pressemitteilung wissen:
Dieter E. Albrecht stellt sich über die „Freie Zeile“ als OB zur Wahl und will die Landesgartenschau verhindern
Albrecht, das muss man vielleicht wissen und das weiß man in Rottweil auch, ist Ex-Oberbürgermeister und -Bürgermeisterkandidat, Ex-Stadtrat und Unternehmer, selbsterklärter Nacktkünstler, Tänzer und zuletzt vor Gericht stehender Spaziergänger während einer Corona-Ausgangssperre. Und jetzt greift er in den Wahlkampf ein, auf seine Art eben.
“Ein/e gute/n Politiker/in und Oberbürgermeister/in macht folgendes aus: Authentizität, haltbare Wahlversprechen, Unabhängigkeit, eindeutige Aussagen, gute Bildung und als Arbeitnehmer, Unternehmer, Familienmensch, mit beiden Beinen im Leben zu stehen etc.”, beginnt Albrecht seine Mitteilung. Wobei sich das wie im Märchen lese. Denn “genau das wünschen sich die Wähler/innen in Gesprächen VOR der Wahl”, schreibt er weiter. Um festzuhalten: “Stellt sich dann tatsächlich ein/e solche/r zur Wahl, wird sie/er genau wegen dieser Eigenschaften nicht gewählt!”
So jedenfalls sei es ihm selbst ergangen. “Das ist meine mannigfache Erfahrung aus vielen, vielen Wahlkämpfen, beispielsweise bei der Oberbürgermeisterwahl 2001 in Rottweil oder Bürgermeisterwahl 2017 in Zimmern ob Rottweil.” Seine Vita sowie seine Erfolge seien den meisten bekannt und er bringe alles Vorgenannte mit (und wer nicht Bescheid wisse, der solle unter www.Dieter-Albrecht.de/privat nachschauen).
Warum aber tritt er nicht offiziell und damit kostspielig im ersten Wahlgang an? Die Frage, die er sich selbst stellt, beantwortet er auch selbst. “Ganz einfach: Wegen eingangs genannter Erfahrung und weil ich meinen Realitätssinn nicht verloren habe.” Doch was er tue und sage, das meine er ernst.
“Auch Fehler habe ich gemacht”, sagt Albrecht. An der Bewerbung zur Landesgartenschau mag er beteiligt gewesen sein. Aus heutiger Sicht wolle er die Landesgartenschau verhindern. “Beim jetzigen Haushalt, welcher mit Vollgas in eine Verschuldung fährt, sowie den auch unserer Kreisstadt drohenden Kostenexplosionen, wäre es unverantwortlich diese Landesgartenschau 2028 durchzuführen”, schreibt Albrecht.
Sollte er gewählt werden, wolle er in der achtjährigen Amtszeit, “genau eine Amtsperiode lang, einen sehr guten Job im Sinne der Bürgerinnen und Büger und für unsere Stadt mit Teilgemeinden machen”, schreibt er weiter. Und verspricht: “Mit einem chancenreichen Zwischenergebnis im ersten Wahlgang, werde ich mich für den zweiten formgerecht und offiziell zum Ankreuzen bewerben.”
Zuvor müssen jedoch genügend Wählerinnen und Wähler ihr eindeutiges Wahlvotum auf die sogenannte freie Zeile schreiben. In Form des Namens “Dieter E. Albrecht RW” oder etwas ähnlich eindeutigem.
So wie das CE Zeichen keine Qualitätsangabe ist, ist der Umstand von einer Anzahl von Wählenden in einen „Rat“ erhoben zu werden, dies eben auch nicht.
Es macht schon sprachlos, wenn ein Mitentscheider sich erst für eine Sache stark macht, bei der langfristige Verträge, Förderungen und verbindliche Zusagen auf über ein Jahrzehnt gemacht werden, um dann mittendrin eine 180Grad Wende hinzulegen. Eine LGS ist wie Olympia, außer Spesen Nix gewesen, für ein paar Gastronomen und Innenstadtimmobilisten, geht die Rechnung auf, der Rest, vor allem die Teilorte, zahlen drauf.
Jetzt, wo die Sache läuft und es finanziell wie juristisch kein Zurück mehr gibt, sich jetzt auf die Seite der Mahner zu stellen, braucht schon einige dieser, Politikern oft vorgeworfenen, „Grundeinstellungen“.
Ohne Spesen ……. Na stimmt es leider nicht. Es wäre zu einfach. Wer mit offenen Augen durch Rottweil geht sieht einen Handlungsbedarf. Durch die LGS haben wir ein großes Sanierungsgebiet das den Privatleute einiges ermöglicht. Es muss allerdings von den Privatleute auch gewollt werden ….. Das hätten wir ohne LGS nicht.
So nun zu dem was ich hoffe und sicherlich nicht sein wird, dass wir weiter die Bereiche so erhalten und ggf. weiterentwickeln. Das kosten dann sicherlich auch jährlich einen Batzen und sollte uns auch wert sein. Sonst würde außer Spesen ….. stimmen.