ROTTWEIL (mm) – 70 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee wurde auch in Rottweil der Opfer des NS-Regimes gedacht: Eine Gruppe DHG-Schüler besuchte den jüdischen Friedhof und ließ sich von Werner Kessl und Gerhard Boos, Vertretern des Vereins ehemalige Synagoge über das Leben und das Leiden der jüdischen Mitbürger im Dritten Reich erzählen.
Neun Rottweiler Juden starben durch die Nazis, und vier davon, nämlich Ella Preuss, Johanna Funke geb. Königsberger, Nathan Fröhlich und Max Brandenburger, wurden in einer kleinen Biographie vorgestellt. Max Brandenburger, der in vielen Rottweiler Vereinen aktiv war, darunter als Turner, Sänger und Feuerwehrmann, starb 1942 im KZ Theresienstadt, Nathan Fröhlich, der ein Schuhgeschäft betrieb, wurde 1938 verhaftet und nach Dachau deportiert, wo er bald darauf starb.
Ella Preuss lebte fast zehn Jahre in Rottweil, sie starb 1943 in Auschwitz, und Johanna Funke wurde von Hamburg aus nach Minsk deportiert, wo sie mit ihrem Mann verschollen ist. „Die Menschen sind durch halb Europa gereist, um sich in zu retten“, so Gerhard Boos. Und viele schafften es doch nicht – mit neun Chanukka-Kerzen gedachten die Schüler der Opfer.
Und erfuhren aber auch vieles über die Geschichte der Rottweiler jüdischen Gemeinde, die es heute wieder gibt. Und auch den jüdischen Friedhof wieder nutzt, sodass heute auch neue, schräg liegende Grabsteine hier zu finden sind. Und eben die Gedenktafel mit dem hebräischen Spruch: „Mein ist die Rache, spricht der Herr“. Ein friedlicher Spruch, das machte Gerhard Boos den Schülern klar, denn er bedeute nicht, dass man selbst die Rache in die Hand nimmt, sondern dies doch lieber Gott überlasse.