Das Eine-Welt-Forum hatte eingeladen – und trotz großer Hitze kamen doch etliche Besucher in den Vortragssaal der Kreisparkasse, um aus berufenem Mund zu erfahren, wie es zur Euro-Krise gekommen ist.

Anlass war eine Filmvorführung zu Beginn des Jahres über die (unrühmliche) Rolle der Banken. Die Vertreter der Volksbank und der Sparkasse, Udo Schlipf und Roland Eckhardt, fanden sich da nicht gerecht behandelt. Die Zeit habe für ausführliche Erklärungen nicht ausgereicht, und so kam es zur Idee zu diesem Abend, so Sibylle Brugger vom Eine-Welt-Forum in ihrer Einleitung.
Voba-Chef Schlipf befand, einen Tag nach dem Nein der Griechen bei ihrem Referendum könne das Thema „nicht aktueller“ sein. Sein Kollege von der Kreissparkasse Rottweil, Eckhardt, stellte in seinem ausführlichen Referat die derzeitige Lage im Euro-Raum dar, und wie es zur Krise gekommen war.

Anhand einer Grafik zeigte er, wie sich die höchst unterschiedlich hohen Zinsen in Europa nach der Einführung des Euro immer weiter angenähert und auf einem recht niedrigen Niveau eingependelt haben. Viele südeuropäische Länder, aber auch Belgien, hatten vor 2002 sehr hohe Zinssätze bis 14 Prozent während in Deutschland etwa sechs Prozent Zins verlangt wurde.
Nach Einführung des Euro gingen die Zinsen auf vier, fünf Prozent runter. Die Folge: Billiges Geld. „Das hat einen Investitions-, Bau- und Konsumboom ausgelöst.“ Dadurch stiegen aber die Löhne, die Betriebe in den Boomländern wie Spanien, Irland oder Portugal waren nicht mehr konkurrenzfähig, die Arbeitslosigkeit und die Staatsverschuldung kletterten steil nach oben.

In Griechenland, das kaum Waren exportiert, lagen die Ursachen woanders, so Eckhardt. Der Staat funktioniert nicht richtig, und die Menschen betrachten den Staat als Gegner. Weil Grundsteuer beispielsweise erst dann anfällt, wenn ein Haus fertig gebaut ist, werden die Häuser eben nur halbfertig. Zwar zahlt Griechenland verhältnismäßig viel für die Renten: Mit 18 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt ein Spitzenwert in Europa – und dennoch bekommen viele Rentner nur kleinste Renten. Wie kommt‘s? Zum einen liege das Renteneintrittsalter viel zu niedrig, kaum jemand arbeite noch mit 55, so Eckhardt. Andererseits sei die Schwarzarbeit stark verbreitet. „Und wer nichts ins Sozialsystem einzahlt, bekommt hinterher auch nichts raus.“
Eckhardt wies darauf hin, dass die Euro-Staaten dem griechischen Staat schon auf vielfältige Weise geholfen haben. Zinsen gesenkt, Rückzahlungen gestreckt. Es habe also, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, schon einen Schuldenschnitt von etwa 20 Prozent der öffentlichen Gläubiger gegeben. Die Privaten hätten bereits 2012 auf einen Teil ihrer Forderungen verzichtet.
Griechenland könnte aus dem Euro aussteigen und dennoch den Euro als Währung behalten, alle Schulden in eine „Bad-Bank“ stecken und nicht bedienen. Ein Grexit ohne Exit. Das wäre für Griechenland ganz praktisch, für die Euroländer aber fatal, weil es andere zum Nachahmen anregen könnte: „Deshalb verhandeln die Politiker weiter“, ist Eckhard überzeugt.
Weiter erläuterte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Rottweil die Lage in anderen Krisenländern wie Spanien aber auch Frankreich.
Rainer Fader von der Volksbank Schwarzwald-Neckar setzte sich mit dem Begriff der Nachhaltigkeit auseinander, Er stellte fest, dass Sparkassen und Volksbanken nachhaltig bauten und um Mitarbeiterzufriedenheit bemühten.
In der Diskussion forderte unter anderem der Sprecher des Eine-Welt-Forums Albert Riesch für Griechenland einen Schuldenschnitt, ohne den ein Neustart dort nicht gelingen könne. Sibylle Brugger plädierte für die Einführung einer Transaktionssteuer gegen Börsenspekulationen. Ein Vorschlag, den die Banker eher zwiespältig aufnahmen, denn dann könne die Bank einem Kunden nicht mehr so einfach einen schlecht laufenden Fonds gegen einen besser rentierlichen eintauschen.
Konsens war, Griechenland und die übrige EU müssten im Kontakt bleiben. Fakt sei aber auch, so Eckhardt, dass Griechenland umfassende Verwaltungs- und Strukturreformen angehen müsse.