Rottweil (här). Bernd Hamann, Sozialdezernent des Landkreises Rottweil und gestresster Manager der Flüchtlingskrise, atmet hörbar auf. „Zum ersten Mal seit langem“, sagt er, „bin ich in der Lage, dass ich etwas weiter vorausschauen kann.“
Und so wagt er auch eine Prognose, die ihm bis vor kurzem nicht von den Lippen gekommen wäre: „Wir werden die Kreissporthallen in Rottweil und auf dem Sulgen im Dezember und Januar nicht als Flüchtlingsunterkunft brauchen“ – aber sogleich fügt Hamann hinzu: „Mit größter Wahrscheinlichkeit.“
Das hat einen konkreten Hintergrund: Weil, wie geplant, 70 Frauen und Kinder aus Kriegsgebieten in den „Schafstall“ Vaihingerhof einziehen werden, haben Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel und Hamann „in intensiven Gesprächen mit mehreren Ministerien“ des Landes eine Sonderregelung erreicht. Demnach musste der Kreis Rottweil bereits im November statt der Quote von 270 lediglich 190 Flüchtlinge aufnehmen und im Dezember werden es 180 sein. Allerdings ist das nur eine vorübergehende Entlastung – ab Januar muss der Landkreis seine Rückstände aufholen, wenn auch nicht auf einen Schlag, so doch sukzessive.
Michel und Hamann haben in Stuttgart deutlich gemacht, dass die Unterbringung der Frauen und Kinder im Weiler Vaihingerhof, der selbst nur 80 Einwohner zählt, mit einem erheblichen Aufwand verbunden ist. „Wir müssen die ganzen Strukturen neu aufbauen“, das Gebäude einrichten, klären, wie wir die Flüchtlinge medizinisch und therapeutisch versorgen und dazu viele Einzelheiten mit der Bürgergemeinschaft Vaihingerhof klären“, gibt Hamann zu bedenken. „Deshalb wären wir personell völlig überfordert, wenn wir auch noch die normale Flüchtlingsquote erfüllen müssten.“
Trotzdem geht auch dieses Geschäft mit Hochdruck weiter. „Wir suchen weiter dringend Wohnraum“, sagt der Sozialdezernent, und er bittet um Verständnis, wenn mal eine Unterkunft am Anfang ein paar Tage leer steht, weil man oft selbst von der Ankunft der Flüchtlinge und deren Zahl überrascht ist