Samstag, 13:56 Uhr — es rumpelt gewaltig, die Erde bebt mit einer Stärke von 7 auf der Richterskala. Das Epizentrum liegt etwa acht Kilometer nordwestlich von Basel entfernt. Große Teile der Schweiz und Süddeutschland sind von dem Beben betroffen. Eine (automatische) Sicherheitsabschaltung der Atomkraftwerke führt zu einer Überlastung und letzten Endes zum Zusammenbruch des Stromnetzes. So gibt es das Drehbuch der Notfunk-Übung der Funkamateure vor, die mit diesem Szenario ihre vierte Notfunk-Übung durchgeführt haben.
ROTTWEIL/TUTTLINGEN (pm) — Auf dem Klippeneck, oberhalb von Denkingen, betreiben die Funkamateure aus den Ortsverbänden Rottweil und Tuttlingen eine gemeinsame Funkstation, die in diesem Fall als Leitstelle fungierte. Netzunabhängige Stromversorgung über Akku und Solarzellen machen dies auch bei einem Stromausfall über lange Zeit hin möglich.
Wofür jedoch eigentlich Notfunk — wir haben doch alle ein Handy und Internet ist doch überall vorhanden? Solange kein längerfristiger Stromausfall etwa eben durch ein Erdbeben stattfindet, stimmt dies auch. Aber aktuelle Fälle, wie beispielsweise das Erdbeben in Nepal zeigen, dass „die Antenne von nebenan“ mehr ist, als nur ein Hobby. Denn in den ersten Tagen nach dem Unglück in Nepal wurde durch Funkamateure ein schnelles Kommunikationsnetz aufgebaut, sodass Lagemeldungen aus verschiedenen Regionen schnell zusammengetragen und Einsatzkräfte somit optimal aufgeteilt werden konnten.
Beispiele wie dieses gibt es viele und so wird es auch verständlich, warum das Hobby Amateurfunk (für das übrigens eine Ausbildung inkl. Prüfung erforderlich ist) eine gesetzliche Regelung hat — und in Not- und Katastrophenfällen weltweit zur Hilfe gezogen werden kann.
Was aber genau passiert dann auf dem Klippeneck? Mit einer Höhe von rund 1000m üNN ist das Klippeneck ein sehr guter Funk-Standort, da sich Signale auch über große Distanzen mühelos aussenden lassen. Bei der Notfunk-Übung können somit auch Stationen gehört werden, die Beispielsweise in Spaichingen oder Rottweil-Göllsdorf sitzen und sich direkt nicht hören würden. Eine Funkstation dazwischen, ewta. auf dem Klippeneck kann somit zwischen den beiden Stationen „im Tal“ vermitteln und Hilfe schicken.
Dies war während der Übung auch mehr als einmal notwendig: Personen wurden bei einem Erdrutsch verschüttet, oder bei einer Zugentgleisung verletzt, Häuser stürzten ein und ein Schulausflug bei St. Georgen wurde zu einer Personensuche, da durch den Schrecken der bebenden Erde einige Schüler verwirrt in den Wald liefen.
Eine weitere Gruppe von Funkamateuren hatte sich auf dem Kandel bei Freiburg positioniert und so wurden Lagemeldungen und die Anforderung von benötigten Hilfsmittel auf schnellstem Wege ausgetauscht — per Funk. Denn Mobiltelefone, Rundfunk, Fernseh und Internet würden im Katastrophenfall durch die zusammengebrochene Energieversorgung nicht mehr funktionieren. Da die meisten Funkgeräte jedoch mit 12V betrieben werden, findet sich immer ein Akku, eine Solarzelle oder ein kleiner Stromerzeuger um die Funkgeräte zu betreiben. Wohl dem, der im Notfall einen Funkamateur in der Nähe hat.
Das hier gezeigte Szenario kann jederzeit eintreten, sei es durch Manipulation, wo beispielsweise Cyberkriminelle ein Rechenzentrum des Kraftwerks angreifen, eine Naturkatastrophe oder einfach nur ein technischer Defekt – aus diesem Grund bereiten sich die Funker darauf vor.
Und mitmachen kann dabei jeder. Der Ortsverband Rottweil mit knapp 60 Mitgliedern trifft sich regelmäßig im Vereinsraum auf dem Moker-Areal in der Heerstraße 55e. Jeden zweiten und vierten Freitag im Monat gibt es hier Treffen rund um Technik und Funk. Vom Microprozessor bis zur Kurzwellen-Endstufe oder interessanten Experimenten, oder einfach ein wenig Fachsimpeln oder die Woche gemütlich ausklingen lassen, hier findet jeder was für sich.
Am 18. und 19. Juli findet zudem noch ein Fieldday auf der Stettener Höhe bei Zimmern ob Rottweil statt, zu dem viele Funkamateure aus der Region anreisen – Interessierte, aber auch Nicht-Funkamateure, sind natürlich gerne willkommen!
Weitere Informationen auch unter: http://www.darc.de/p10