Der Erhalt des alten Familienbesitzes am oberen Neckar und im mittleren Schwarzwald war die Lebensaufgabe von FranzGraf von Bissingen und Nippenburg, der er sich über fünf Jahrzehnte gewidmet hat. Am Sonntag wird er im Familienkreis seinen 70. Geburtstag begehen. Stadtarchivar Carsten Kohlmann würdigt ihn.
SCHRAMBERG – Der Jubilar ist der Senior einer traditionsreichen Adelsfamilie, die über fast drei Jahrhunderte in Schramberg beheimatet war. Nachdem die Mediatisierung der Herrschaft Schramberg im Jahr 1806 und das Zeitalter der Industrialisierung viele Veränderungen gebracht hatten, entschloss sich Graf Cajetan von Bissingen und Nippenburg (1870-1956) im Jahr 1923, sein Schlossgut an die Stadt Schramberg zu verkaufen und zog 1925 mit seiner Familie in das von ihm über dem Neckartal neu erbaute Schloss Hohenstein. In Schramberg verblieb das Rentamt, das für die verbliebenen Liegenschaften zuständig war, namentlich für den Forstbesitz im Bernecktal und im Feurenmoos.
Da Graf Cajetan von Bissingen und Nippenburg kinderlos geblieben war, adoptierte er 1954 seinen damals neun Jahre alten Neffen Franz von Bissingen und Nippenburg, der sein Erbe antreten sollte. Der zukünftige Besitzer der Güter Hohenstein, Neckarburg und Schramberg wurde am 10. Mai 1945 in Braubach am Rhein geboren. Seine Eltern, Graf Franz von Bissingen und Nippenburg (1892-1970) und Gräfin Octavie von Bissingen und Nippenburg (1904-1964) aus der Familie von Boch-Galhau, besaßen dort seit 1926 ein Obstgut, das 1945 am Ende des Zweiten Weltkrieges schwer zerstört wurde. 1957 zog die Familie nach dem Tod von Graf Cajetan von Bissingen und Nippenburg von Braubach nach Hohenstein.
Im Alter von 18 Jahren wurde Franz von Bissingen und Nippenburg vorzeitig für volljährig erklärt und übernahm nach dem Besuch des katholischen Kollegs in Sankt Blasien parallel zu Bundeswehr und Studium der Rechtswissenschaften als junger Mann die Gutsverwaltung. Dankbar erinnert er sich an die Unterstützung, die er bei der Einarbeitung durch Else Braun (1928-2007) im Rentamt und ganz besonders durch seinen langjährigen Förster Erwin Wagner (1926-2013) erfahren hat, für den er nach seinem Tod im Feurenmoos einen Gedenkstein errichtete. 1970 verheiratete er sich mit Gräfin Rosalie von Schmettau und ließ sich in Rottweil als Rechtsanwalt nieder. Dem Ehepaar wurden vier Töchter geschenkt: Alice (1974), Xenia (1977), Leonie (1978) und Sophie (1983).
Wie alle seine Vorfahren hatte auch Franz von Bissingen und Nippenburg zum Erhalt des Familienbesitzes im Wandel der Zeit einige Veränderungen zu bewältigen und wichtige Entscheidungen zu treffen. 1977 verkaufte er das Schloss Hohenstein und verlegte in dieser Zeit auch das Rentamt von Schramberg nach Hohenstein. Bereits 1974 verzichtete er außerdem auf das von seinen Vorfahren ausgeübte Patronatsrecht zur Besetzung der Pfarrstellen in den katholischen Kirchengemeinden der ehemaligen Herrschaft Schramberg, das ihm nicht mehr zeitgemäß erschien.
Wie bereits sein Onkel und sein Vater hat auch Franz von Bissingen und Nippenburg bei Forschungen zur Geschichte der Adelsfamilie und der ehemaligen Herrschaft Schramberg stets großes Entgegenkommen gezeigt. Er ermöglichte insbesondere die vom Kreisarchiv Rottweil initiierte Erschließung des Familien- und Gutsarchivs, zu dem seit 2005 ein vom Landesarchiv Baden-Württemberg herausgegebenes Inventar vorliegt.
Im Jahr 2012 hat Franz von Bissingen und Nippenburg den Familienbesitz an seine Tochter Leonie von Bissingen und Nippenburg übergeben, die sich im Jahr 2007 mit Ferdinand Graf von Oppersdorff verheiratet hat. Das Ehepaar trägt den Namen Graf und Gräfin von Bissingen und Nippenburg. Als bereits mehrfacher Großvater hat Franz von Bissingen und Nippenburg die Geburt eines auf den Namen Wilhelm-Cajetan getauften Stammhalters im letzten Jahr eine besonders große Freude bereitet.
Zu seinem 70. Geburtstag wird der Jubilar auch Glück- und Segenswünsche der Großen Kreisstadt Schramberg, der Katholischen Kirchengemeinde Sankt Maria-Heilig Geist und des Museums- und Geschichtsvereins Schramberg erhalten.