Die Erzieherinnen der vier kommunalen Kindertagesstätten haben am Dienstag die Arbeit niedergelegt. Sie fordern eine angemessene Bezahlung und eine Eingruppierung, die den Grundschullehrern entspreche. Am Ausstand beteiligen sich auch Sozialarbeiter und Sozialpädagogen.

SCHRAMBERG (him) – Bei einer Streikversammlung vor dem JUKS an der Schlossstraße hieß der Personalratsvorsitzende bei der Stadt Schramberg, Achim Ringwald, die etwa 50 Erzieherinnen aus Schramberg, aber auch aus Oberndorf, Freudenstadt, und Tuttlingen willkommen. Gewerkschaftssekretärin Sylvia Nosko kritisierte die kommunalen Arbeitgeberverbände, die bisher keine Angebote in den Tarifverhandlungen gemacht hätten. Es gehe den Erzieherinnen darum, dass ihre Arbeit wert geschätzt werde.
Bisher sind sie in der Gehaltstabelle S 6 eingruppiert. Das bedeutet für eine Anfängerin 2.366 Euro brutto, maximal nach 15 Jahren 3290 Euro. Ein Grundschullehrer mit gleich langer und ähnlicher Ausbildung und Arbeit werde aber nach S 10 bezahlt und starte mit 2590 Euro und ende bei 3970 Euro. Da Erzieherinnen sehr oft in Teilzeit arbeiteten, sei dies der „direkte Weg in die Altersarmut“, so Nosko. Ähnliches gelte für die Sozialarbeiter und Sozialpädagogen, die ebenfalls nicht angemessen bezahlt würden.

Hinzu komme, dass die Erzieherinnen oft unbezahlte Arbeit leisteten, etwa bei der Vorbereitung. Elternvertreterin Cathrine Dold berichtete, dass die Eltern langsam ungeduldig würden. Manche verstünden die Situation nicht. Sehr geholfen habe aber, dass die Erzieherinnen zwei Notgruppen eingerichtet hätten. Die Elternbeiratsvorsitzende kritisiert die Arbeitgeber: „Die sagen immer wir müssen in die Köpfe der Kinder investieren und jetzt mauern sie.“

An ihrem Geburtstag beteiligt sich Brigitte Maurer vom Don Bosco Kindergarten am Streik. Die Kinderpflegerin betont: „Wenn wir die Anerkennung wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, so leid es mir für die Kinder tut.“. Die Leiterin des Don Bosco Kindergartens, Christa Mauch, bedauert die starre Haltung der Arbeitgeber, die sich bisher noch nicht bewegt hätten. Ihre Kollegin Ines Ringwald streikt das erste Mal: Sie habe den Eltern der Kindergartenkinder erklärt, dass die Streikenden „nicht einfach zu Hause sitzen, sondern für die Sache unterwegs sind.“ Sollte sich bei den Verhandlungen nichts tun, werden die Erzieherinnen am Montag 18. Mai erneut streiken.
Den Erzieherinnen stößt bitter auf, dass die Arbeit in der Industrie so viel höher bewertet wird als ihre: „Der Mensch ist halt nicht so viel wert“, meint Brigitte Maurer resignierend. Und die Elternbeiratschefin Dold mahnt die Arbeitgeber zur Eile: „Die sollen jetzt ’nen Knopf dran machen, fertig, aus.“
Bei allem Verständnis, dass die Erzieher eine höhere Vergütung ihrer Arbeit verlangen, sollten aber gerade jene bedenken, dass Grundschullehrer eine gymnasiale Schulbildung und ein Studium absolviert haben. Das heißt dass der Einstieg in das Berufsleben auch viel später erfolgt, als bei den Erziehern die in der Regel einen Realschulabschluß und eine angschlossene Ausbildung zum Erzieher durchlaufen haben. Das Argument, dass die Erzieher „sehr oft in Teilzeit arbeiteten, sei dies der direkte Weg in die Altersarmut“ kann man hier aber soweit nicht heranziehen. Es ist nun mal in einer Leistungsgesellschaft so, dass man nur für die geleistete Arbeit bezahlt wird. Das… Weiterlesen »