HEILIGENBRONN (pm) – In Wien erfolgte vor kurzem der Auftakt für ein neues Programm zur Qualifizierung von Fachkräften, die mit taubblinden und hörsehbehinderten Menschen arbeiten. Die Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn ist als eines der vier Taubblindenzentren in Deutschland beteiligt.
In Händen der Behindertenhilfe der Stiftung in Heiligenbronn liegt auch die Koordination des internationalen Projekts, für das es gelungen ist, eine EU-Förderung aus Mitteln des „Erasmus plus“-Programms bewilligt zu bekommen. Dafür wurde das eingereichte Konzept auf seine Qualität und Schlüssigkeit hin gründlich geprüft. In der Begründung der Förderzusage wird bestätigt: „Die Partnerschaft repräsentiert ein exzellentes mitteleuropäisches Expertennetzwerk und bindet weitere Experten für den deutschsprachigen Raum inklusive der Schweiz mit beratenden Experten ein.“
Projektpartner sind neben der Stiftung St. Franziskus die Königliche Stiftung Kentalis und die Reichsuniversität Groningen aus den Niederlanden, aus Deutschland das Oberlinhaus Potsdam, das Deutsche Taubblindenwerk Hannover und die Blindeninstitutsstiftung Würzburg, aus Österreich das Hilfswerk für Taubblinde und hochgradig Hör- und Sehbehinderte sowie aus der Schweiz die „Tanne“, Schweizerische Stiftung für Taubblinde.
Mi diesen Partnern wurde bereits das ebenfalls von der EU geförderte Projekt „Professionalisierung pädagogischer Konzepte“ über zwei Jahre hinweg realisiert.
Das Fortsetzungsprojekt heißt nun „EQUAT“ (Entwicklung eines Qualifizierungsangebots im europäischen Taubblindenwesen). Es soll mit den Partnern zusammen und weiteren internationalen Experten das gemeinsam erarbeitete und dokumentierte Fachwissen in die praktische Arbeit mit taubblinden und hörsehbehinderten Menschen verankern. Für die Fachlichkeit in der praktischen Arbeit fehlen noch anerkannte Standards und Verfahren.
Aber nur mit ihr, sagt die Heiligenbronner Taubblindenbeauftragte und Projektleiterin Dr. Andrea Wanka, die im Kernteam des EU-Projekts mitarbeitet, „kann die Teilhabe an der Gesellschaft für Menschen mit Taubblindheit oder Hörsehbehinderung über ihre gesamte Lebensspanne gewährleistet werden“.
Handlungsleitend für den Inhalt des Schulungskonzeptes sind die im Rahmen des Vorgängerprojekts erstmals aus dem Englischen ins Deutschen übertragenen Booklets „Kommunikation und angeborene Taubblindheit“. Das erste Exemplar war vor einem Jahr in Heiligenbronn an die Bundesbehindertenbeauftragte Verena Bentele überreicht worden.
Der Startschuss für das neue EQUAT-Projekt mit Vertretern aller Partner und auch des Taubblinden-Weltverbandes fand jetzt in Wien beim Österreichischen Hilfswerk für Taubblinde statt.
Das nächste größere Ereignis ist in Heiligenbronn geplant: im Juni wird wieder ein internationaler Fachkongress für Multiplikatoren bei der Stiftung St. Franziskus veranstaltet mit Referenten aus allen beteiligten Ländern, aber auch aus Dänemark und Frankreich. Er steht unter dem Titel „Taubblindenpädagogik im Dialog – Beziehung und Kommunikation unter außergewöhnlichen Umständen“.