SCHRAMBERG (him) – Die diesjährige Ausstellung im Schramberger Rathaus von Amnesty International (AI) befasst sich mit der Flüchtlingskrise. Große Plakate informieren über das Schicksal der Flüchtlinge auf Lampedusa und in Transitländern wie beispielsweise Marokko. Die Fotos stammen zum Großteil von Ingeborg Heck-Böckler.
Die Aachener Amnesty-Aktivistin Heck-Böckler war auf dem EU-Vorposten im Mittelmeer, in Marokko und auf Sizilien unterwegs, um sich über die Situation der Flüchtlinge und die Hilfsmaßnahmen zu informieren, berichtete der Schramberger AI-Vertreter Robert Bühler bei der Eröffnung am Mittwochabend. So sei die Ausstellung „Europa – Was machst Du an Deinen Grenzen?“ entstanden.
Oberbürgermeister Thomas Herzog hat in seiner Begrüßung daran erinnert, dass derzeit 59,5 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht sind. So viele wie seit dem Ende des zweiten Weltkriegs nicht mehr. Dabei müsse man wissen: „Die meisten Flüchtlinge werden von den Entwicklungsländern aufgenommen, nicht von Europa.“ Er habe schon am Tag der Menschenrechte vor zwei Jahren erklärt, die Lage in Syrien sei „bedrückend.“ Der seit mehr als vier Jahren anhaltende Bürgerkrieg zwinge die Menschen in die Flucht. Es sei selbstverständlich, dass wir Schutz gewähren, für die die zu uns nach Deutschland kommen. Es sei auch richtig, dass dies „eine anstrengende Situation für uns alle“ sei. Aber wir sollten den Flüchtlingen so begegnen, wie wir selbst in einer solchen Situation empfangen werden wollten: „Mit Respekt und Freundlichkeit.“
Er dankte einmal mehr den vielen ehrenamtlichen Helfern für ihren Einsatz, dem Flötenensemble um Conny Wittwer, das die Eröffnung musikalisch umrahmte, und überreichte einen Spendenscheck an AI.

Bühler dankte seinerseits der Stadt dafür, dass seit nunmehr drei Jahrzehnten diese Ausstellungen stattfinden können. „Für AI sind Flüchtlingsrechte und Menschenrechte untrennbar miteinander verzahnt.“ Denn die Menschenrechtsverletzungen von heute schüfen die Fluchtbewegungen von morgen. Zum anderen hätten Flüchtlinge Anspruch auf dieselben grundlegenden Menschenrechte wie jeder andere Mensch.
Gerade aus den Ländern, aus denen besonders viele Menschen fliehen, sind Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung. Bühler nannte dabei Afghanistan, Syrien oder Somalia. „Ein Einsatz für die Menschenrechte ist somit auch ein wichtiger Einsatz gegen die Fluchtursachen.“
Die Ausstellung zeigt die Situation rund um das Mittelmeer, den Einsatz der italienischen Marine, Hilfsaktionen von Nicht-Regierungsorganisationen. Bühler wies darauf hin, dass, wer in Europa Schutz suche, meist großes Leid erlebt habe. “Manche Menschen fliehen, weil sie aufgrund ihrer Religion, ihrer oder ihren politischen Anschauungen verfolgt werden.“
Andere wollten Kriegen und Menschenrechtsverletzungen in ihrer Heimat entkommen. Er betonte, die Flucht nach Europa sei lebensgefährlich: „Im Jahr 2014 starben allein im Mittelmeer etwa 3500 Menschen bei dem Versuch, auf dem Seeweg nach Europa zu gelangen.“
Die Ausstellung ist in den kommenden Wochen im Eingangsbereich des Schramberger Rathauses zu sehen. Mit einem Briefmarathon möchte sich AI für politische Gefangene einsetzen.

Schulklassen, die die Ausstellung besuchen wollen, sind herzlich willkommen.