ROTTWEIL (hf) -Seit Jahren ist es Tradition der Erich -Hauser-Stiftung den Stiftergedanken von Erich Hauser fortzuführen mit zeitgenössischen Aufführungen in der großen Werkstatthalle auf dem Salinengelände in Rottweil . Kürzlich brachte das Stuttgarter Ensemble ascolta audovisuelle Dialoge mit dem Titel „Gebrauchsanweisungen“ zur Aufführung.
Gemeinsam mit dem SWR2 Neue Musik findet seit Stiftungsgründung 1996 jedes Jahr ein solches Konzert statt. Als Gebrauchsanweisung im wahrsten Sinne für die Konzertbesucher war die Einführung durch SWR2 Moderator Bernd Künzig mit dem Pianisten des Ensembles Florian Hoelscher und dem anwesenden Videokünstler Malte Giesen zu den fünf musikalisch- visuellen Dialogen.
Um ihre Vorstellungkraft zu unterstützen wurde der Literat Umberto Eco zitiert mit seinem Werk:“Das offene Buch“, bei dem der Gedanke Pate stand, dass Autor, Interpreten und Hörer letztlich das Werk erst erstehen lassen. So wurden die Zuhörer aufgefordert,sich interaktiv in die Dialoge einzubringen. Abwärtsbewegungen, visualisiert mit dem Bild der Treppe, bildeten einen strukturellen Zusammenhang zwischen Gegensatzpaaren, etwa. Schlafen(Ruhe) und Tanzen(Bewegung), der Zuhörer solle selbst entscheiden können, wann die Musik dominiere oder nur das Bildgeschehen begleite.
So war der Konzertabend sowohl für die Hörer als auch für die Musiker als Experiment zu verstehen, als ein eigenständiges Changieren zwischen Ton und Bild. Die Auftragsvorgaben an die Künstler seien als begrenzte Freiheit zu verstehen. Im Dialog Malte Giesen „T um für Ensemble“ und dem Medienkünstler Lillevan Partitur und Parikel standen sich Musik und abstrakte Bewegungsbilder gegenseitig unterstützend gegenüber.
Im Dialog Neele Hülcker „Zu spät für das Privatleben für Ensemble“ und Astrid S. Klein „nighty move“ trat ein sich auflösendes Glasscherbenbild in auffallenden Kontrast zwischen dem klare Linien und Stakkati führenden Ensemble, menschliche Stimmen wurden zusätzlich von der Musik unterstrichen.
Im Dialog von Benjamin Schweitzer „Before I sleep“ für Ensemble und Daniel Kötter „Momentaufnahmen“ erschien der Tänzer auf der Straße – ohne Musik – in seinem Tanzrhythmus tatsächlich „hörbar“. Großartig das eingeblendete Bild einer weitläufigen Treppe auf der Menschen auf- und absteigen, sich immer wiederholend, kontrapunktisch setzte sich die Musik ab gegen die sich immer wiederholenden Abläufe.
Spätestens hier zeigte sich das große Können der einzelnen Musiker des Ensembles, die absolute Intensität, ebenso die klare Linienführung und feinsten Differenzierungen der einzelnen Instrumentalisten unter ihrem Dirigenten Hartmut Keil.
Zum Höhepunkt gestaltete sich der Dialog „Les cris des lumieres“ für Ensemble und Licht von Clemens Gadenstätter mit dem Video “ Ohne Worte“ von Ruth Anderwald und Leonhard Grond . Hier dominierte die Musik , äußerste Aggessivität stakkativ hämmernd sich ins Crescendo steigernd, Lichtquellen ins Publikum einsetzend und dadurch die ansteigenden Tempi verstärkend, um zurückzufahren in langanhaltenden, harmonischen Freqenzen.
Mit Tempi und Lautstärke steigerte das Ensemble sich in eine Schlussapotheose, um dann fast minimalistisch immer kleinteilig linearer zu enden und die Lichtquellen ins Dunkel zu verlöschen. Gadenstätters Komposition bildete die Klammer um die einzelnen Werke, wurde doch zu Beginn des Abends ein kurzer Dialog aus seinem längeren Werk aufgeführt, in der die Gitarre (Hubert Steiner) dominierend, ja meisterhaft führte. Ratlosigkeit beim interessierten Publikum gab es nicht – das Experiment ist gelungen!