Es ist ein alter Brauch der FDP-Kreistagsfraktion, vor Kreistagswahlen zusammen mit allen Kandidatinnen und Kandidaten eine Kreisrundfahrt durchzuführen, um den Kreis in seiner Gänze und Schönheit näher kennen zu lernen und Einrichtungen zu besuchen, die in der Regie des Landkreises betrieben werden und somit auch zum politischen Aufgabenfeld des Kreistages gehören.
Die erste Station war Rottweil, wo sich die FDP-Kandidaten über die Landesgartenschau 2028 informierten. Henry Rauner, der selbst Sprecher des Bürgerforums Perspektiven Rottweil ist, ließ es sich nicht nehmen, die Kommunalpolitiker selbst durch die Stadt zu führen und an den entsprechenden Stellen die Planungen zu erklären.
Überzeugend stellte Rauner den Versuch dar, die städtebaulichen Herausforderungen von heute mit der Hochtechnologie von morgen zu lösen. „Mit dem Thyssenkrupp-Turm befindet sich Rottweil auf einem guten Weg,“ befand Rauner, der den Turm als perfektes Gegenstück zu einer Gartenschau sieht.
Rauner führte die Besucher um die Innenstadt herum und vermittelte dadurch eine gute Vorstellung vom angedachten grünen Band vom Nägelesgraben bis zum Stadtgraben. Seine Idee eines Schrägaufzugs vom geplanten Bahnhalt Rottweil-Mitte in die Innenstadt „hat Charme“, wie der Kreisvorsitzende Daniel Karrais kommentierte. „Bei den Überlegungen zum Bahnhalt Rottweil-Mitte wollen wir konstruktiv mitarbeiten,“ sagte Karrais auch mit Blick auf Kritiker, die den zusätzlichen Bahnhalt hinterfragen. Die nur sehr kurze Entfernung zum Hauptbahnhof könne hier ein Gegenargument sein.
Zustimmung gaben die FDP-Kreistagskandidaten, die aus dem ganzen Kreisgebiet angereist waren, zu Rauners Aussage, dass die Landesgartenschau in Rottweil eine Landesgartenschau des gesamten Kreises Rottweil werden soll. Rauner fügt hinzu: „Die Schau gibt der Stadt einen Schub, ist aber auch eine Herausforderung. Neun Jahre, das mag ein langer Zeitraum sein, aber man muss jetzt schon aktiv sein und die Dinge in die Wege leiten.“
Ein weiterer Punkt bei der Begehung der Stadt war die Bahnanbindung. „Es ist bedauerlich, dass es beim Ausbau der Gäubahn und damit verbunden mit Stuttgart 21 zu Verzögerungen kommt. Landkreis und Land sind hier gefordert, sich für einen raschen Ausbau stark zu machen“, stellte Karrais fest. Man müsse sich lautstark auf allen Ebenen dafür einsetzen, dass die versprochenen Ausbauten an der Strecke auch realisiert würden.
Nach der Führung fuhren die FDP-Kandidaten mit einem gelben Bus aus den 60er-Jahren zu den verschiedenen Stationen im Kreis.
Hermann Hirt, Ortsvorsteher von Lackendorf, präsentierte mit Stolz den gelungenen Merzweckbau Eschachtalhalle, um deren Mitfinanzierung durch das Land sich auch der ehemalige FDP-Landtagsabgeordnete Dieter Kleinmann verdient gemacht hat. Die Halle beherbergt neben der Ortsverwaltung von Lackendorf die Feuerwehr, den Jugendraum und die Sporthalle, die gleichzeitig auch Veranstaltungshalle ist. „Für uns als Teilort gibt die Mehrzweckhalle ein Gefühl von Selbstständigkeit“, erläuterte Ortsvorsteher und FDP-Kreistagskandidat Hermann Hirt.

Weiter ging es mit dem Bus von Lackendorf nach Dunningen, dort präsentierte der Ortsvorsteher die nahezu fertiggestellte Gemeinschaftsschule. „Wir sind stolz darauf, den Schulstandort weiter ausbauen zu können und somit junge Leute für Dunningen mit seinen Teilorten zu begeistern“, stellt Hirt fest. Er erläuterte den Teilnehmern die Dunninger Ortsdurchfahrt – das neue „Wohnzimmer“ der Gemeinde – die über das Förderprogramm Städtebau mitfinanziert wurde.
Weiter ging es mit dem gelben Bus nach Tennenbronn. Der dortige Ortsvorsteher und Kreistagskandidat der FDP, Lutz Strobel, stellte seine Gemeinde vor. „Wir haben 3200 Einwohner und rund 50 Vereine. Neben einem Freibad gibt es bei uns ein Feriendorf mit einer Auslastungsquote von 80 Prozent“, berichtet Strobel. Ein großes Problem stelle der Einzelhandel dar, ein Großteil der Ladengeschäfte im Ortskern sei verlassen und fände keine Nachfolger. Ziel des FDP-Kandidaten sei es, das Mittelzentrum Schramberg verstärkt in den Fokus der Arbeit des Landkreises Rottweil zu rücken. Schramberg wurde im Landesentwicklungsplan als Mittelzentrum ausgewiesen und müsse in dieser Funktion ausgebaut werden. Strobel ist der Überzeugung, dass sich Schramberg mutig und selbstbewusst den anstehenden Herausforderungen und Veränderungen stellen kann. Aus Sicht von Strobel gilt es alles dafür zu tun, dass sich sowohl private Haushalte als auch die Unternehmen und Gewerbetreibenden auf eine flächendeckend schnelle Internetverbindung verlassen können.
Bei ihrer Busfahrt durch den Kreis machten die Kreistagskandidaten der Freien Demokraten Halt in Altoberndorf. Dort wurden sie vom Altoberndorfer Ulrich Kuhn, der für die Freien Wähler für Ortschafts- und Gemeinderat und für die FDP für den Kreistag kandidiert, empfangen. Mit dabei waren auch der Gemeinderatsfraktionschef der Freien Wähler, Dieter Rinker, und weitere Gemeinderäte. Anlass für diesen Stopp war die zukünftige Verkehrssituation in Oberndorf und insbesondere Altoberndorf.

„Der Weg zur Autobahnanschlussstelle Oberndorf soll künftig verändert werden. Bedingt durch die geplante Verkehrsberuhigung der Talstadt und dem Bau des Mutschler Kreisels werden sich die Verkehrsströme zur Autobahn verschieben. Künftig solle der Verkehr vom Lindenhof kommend zur Autobahn über einen neuen Kreisverkehr am Autohaus Mutschler über die Kurve am Waldhorn auf die Neckarbrücke und weiter in Richtung Boll/Bochingen geleitet werden, so Kuhn und Gemeinderat Rinker übereinstimmend. „Diese Verkehrsführung ist mutmaßlich für den Schwerlastverkehr so ungeschickt, dass es attraktiver sein dürfte, über die alte B14 nach Altoberndorf und durch den Ort in Richtung Autobahn zu fahren“, befürchtet Ulrich Kuhn.
Aktuell erschwerend käme zu der Situation hinzu, dass durch die im Juni beginnenden Bauarbeiten an der L415 (Boller Steige) und die damit einhergehende Vollsperrung der Verkehr ohnehin in Richtung Altoberndorf geleitet werde. „Vor allem für die Kinder auf dem Schulweg ist es dann noch gefährlicher, wenn vermehrt Lkw durch den Kernort fahren“, gibt Kuhn zu bedenken. Die politisch Verantwortlichen forderte er auf, eine Lösung anzustreben, die in Zukunft die berechtigten Belange der Bochinger Bevölkerung berücksichtigt, ohne dass es dabei zu Mehrbelastungen für Altoberndorf oder für die Besucher von Freibad und Neckarhalle kommt.
Einmal verändertes Verkehrsverhalten könnte auch nach Beendigung der Hangsicherung bestehen bleiben. Die anwesenden Gemeinderäte Rinker und Günther Niethammer bekräftigten Kuhns Ansichten. Man sehe als derzeit geeignete Lösung eine Brücke von der alten B 14 zur Austraße auf Höhe „grüner Berg“. „Hierzu brauchen wir Unterstützung von Kreis- und Landesebene, um diese Maßnahme realisieren zu können“, sagte Gemeinderat Rinker dazu.
Bei einer Begehung und Fahrt mit dem Bus über die betroffenen Straßen wurde den Kandidaten die Situation vor Augen geführt. „Die Verkehrsführung muss in jedem Fall so sein, dass Altoberndorf nicht noch mehr belastet wird. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Sicherheit und zur Wohnqualität“, betonte Landtagsabgeordnete Karrais, der in Epfendorf aufgewachsen ist und damit die örtlichen Begebenheiten bestens kennt. Bei Bedarf werde er dabei unterstützen, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, verspricht er. Als Kandidaten für den Wahlkreis V Oberndorf für den Kreistag haben er und sein Parteikollege Kuhn sowie Kreisrat Jörg Schaal die Chance, im Kreistag für das Anliegen zu arbeiten.