SCHRAMBERG/OBERNDORF/LAUTERBACH (pm) – Das Netzwerk Willkommen hat am 4. Juni eine Fahrt nach Stuttgart zu einem ungewöhnlichen Projekt organisiert und berichtet in einer Pressemitteilung über diese Fahrt:
„Mit der ‚Anstalt‘ im ZDF fing es an. Da trat am 18. November 2014 der syrische Flüchtlingschor ‚Zuflucht‘ auf“, erzählt Sonja Rajsp, Lenkungskreismitglied und Presseverantwortliche des „Netzwerk Willkommen Schramberg-Lauterbach“. Syrische Flüchtlinge haben mit professionellen Künstlern und auch Privatpersonen die Oper „Così fan tutte“ von Wolfgang Amadeus Mozart einstudiert. „Und als wir hörten, dass die Oper auf dem Evangelischen Kirchentag aufgeführt wird, kam die Idee auf, mit ‚unseren‘ Flüchtlingen da hinzufahren“.
So startete am Morgen des 4. Juni ein proppenvoller Bus mit Lauterbacher, Oberndorfer und Schramberger Flüchtlingen aus Syrien, Albanien, dem Kosovo, Bosnien, Somalia, Eritrea und Afghanistan nach Stuttgart. Vom Netzwerk Willkommen Schramberg-Lauterbach waren Hasina Jaqubi und Rajsp als Betreuerinnen dabei. „Finanziell möglich wurde das, weil sowohl die Organisatoren des Kirchentages als auch das Busunternehmen Nagel uns mit den Preisen sehr entgegenkam“, erzählt Rajsp.
Für die Flüchtlinge war der Tag in Stuttgart ein großes Abenteuer – schon wochenlang hatten Kinder und Eltern von dem Ausflug geschwärmt, berichtet eine Lauterbacher Erzieherin.
„Così fan tutte“ mit syrischem Einschlag
Mozarts Oper „Così fan tutte“ wird in dieser Inszenierung aus dem Neapel des 18. Jahrhunderts in ein deutsches Flüchtlingsheim der Gegenwart verlegt. Geschickt wird in die Handlung immer wieder der Bezug zu Syrien und zum dort herrschenden Krieg eingeflochten. Am Ende ist die Botschaft ganz klar: die Schauspieler und die Flüchtlinge, in weißen T-Shirts mit dem Namen ihrer Heimatstadt aufgedruckt, stehen gemeinsam auf der Bühne und fordern „Frieden für Syrien“. „Es war ergreifend“, so eine Besucherin.
Nach der Oper hatten alle noch zwei Stunden zur freien Verfügung, um durch Stuttgart zu bummeln und die Menschenmassen zu bestaunen. „Die Heimfahrt im Bus war dann ganz schön laut“, berichtet Rajsp. „Janna, janna, jannaaaa“ schallte es durch den Bus, im Wechsel mit „Sali bonani, schönen guten Morgen“, das nicht nur die Flüchtlingskinder, sondern auch deren Eltern laut mitzusingen wussten. Um 19.30 Uhr kamen alle wohlbehalten, aber müde wieder zurück. „Es war ein wunderbares Erlebnis“, waren sich alle einig. „Ich glücklich“ drückte es eine syrische Oberndorferin aus.
Nächstes Projekt des Flüchtlingschors: Mozarts „Zaide“
Die Initiatorin des Projekts, Cornelia Lanz, erzählte in einer Gesprächsrunde nach der Aufführung von einem neuen Projekt, das vor kurzem angegangen wurde: Am 6. August ist in Augsburg Premiere für „Zaide“, auch dies eine Zusammenarbeit von Künstlerinnen und Künstlern mit Flüchtlingen. Da die „Zaide“ fragmentarisch aufgebaut sei, könne man da noch viel stärker mit eigenen Texten und Liedern arbeiten, berichtet Cornelia Lanz. Diese würden momentan in einer Schreibwerkstatt gemeinschaftlich erarbeitet.
„Die ‚Zaide‘ nach Schramberg holen – das wär‘ was“, schwärmt Rajsp. „Wir mit unseren Flüchtlingen als Gastgeber für das ‚Zuflucht Kultur‘ – Projekt, das wäre der Hammer!“ Krystyna Saurer vom JUKS³ kann sich das durchaus vorstellen, dazu sei allerdings ein großer Runder Tisch und die Zusammenarbeit von ganz vielen Organisationen und Personen nötig. Sie werde aber mal vorfühlen, versprach Saurer. Cornelia Lanz mit ihrem Flüchtlingschor hat für eine Schramberger Aufführung schon Zustimmung signalisiert.