SCHRAMBERG (him) – Nach längerer Pause hat im Rahmen von Forum Schloss wieder ein Prominenter am Mittwochabend gesprochen. Der Fernsehjournalist und Publizist Franz Alt mahnte eindringlich, den Klimawandel ernst zu nehmen und die Energiewende voran zu treiben.
In seiner Begrüßung erinnerte Oberbürgermeister Thomas Herzog an die namhaften Referenten, die bisher Forum Schloss gesprochen haben: etwa Ignaz Bubis, der damalige Vorsitzender des Zentralrats der Juden, der ehemalige Oberbürgermeister von Stuttgart, Manfred Rommel, Joachim Gauck, seinerzeit ohne politisches Amt oder zuletzt Cem Özdemir, Bundesvorsitzender der Grünen. Alt füge „sich perfekt in die Reihe dieser interessanten Persönlichkeiten“, so Herzog. Dieser engagiere sich seit Jahrzehnten für die Ökologie, Klimaschutz und für die Nutzung alternativer Energiequellen.
In seinem Vortrag zum Thema “Auf die Zukunft bauen – planen, sanieren, wohnen im 21. Jahrhundert” machte Alt seinen Zuhörern klar, welchen Raubbau die Menschheit an der Erde begeht: „An einem Tag werden 150 Arten ausgerottet und die Natur braucht 30.000 Jahre um ein neue Art hervor zu bringen.“ Oder zum verbrennen fossiler Stoffe: „Wir verbrennen unsere Zukunft.“ Auswandern auf eine andere Erde – unmöglich. Der nächste erdähnliche Planet sei 14 Millionen Lichtjahre entfernt. Der Anstieg der me3eresspiegel wegen des Abschmelzens der Gletscher werde „ hunderte Millionen zusätzliche Klimaflüchtlinge zu uns treiben“, war der frühere „Report-Baden-Baden“-Chef überzeugt.
Der Ausweg laut Alt: Die konsequente Nutzung der Sonnenenergie, zu der neben der Photovoltaik und der Warmwassererzeugung auch Wind Wasserkraft und Biomasse zählten. Einen seiner Buchtitel zitierend meinte Alt ein ums andere Mal: „Die Sonne schickt uns keine Rechnung.“ Bis zur Jahrhundertmitte sei es möglich, unsere Energie zu 100 Prozent aus Erneuerbaren zu gewinnen.
Dagegen sträubten sich die großen Konzerne, die es versäumt hätten seinem Rat zu folgen und selbst auf erneuerbare Energien zu setzen. Er plädierte für Bio-Energieregionen: „Denn dann bleibt das Geld hier und landet nicht bei den Ölscheichs oder Putins Gasbaronen.“
Windkraft erzeuge in Nordfriesland schon mehr als das Dreifache der Strommenge, die dort verbraucht werde. Hier im Schwarzwald seien die Bedenkenträger noch am Ruder. Da werde von Landschaftsverschandelung und toten Bergdrosseln geredet: „Auch die bergdrossel braucht ein gutes Klima und ist ein Atomkraftwerk vielleicht ein Schmuckstück?“
Hinzu kommen müsse aber auch das Energiesparen, und da zuvörderst die Heizenergie: Nach wie vor seien 90 Prozent der Häuser in Deutschland schlecht gedämmt und verbrauchten damit viel zu viel Energie.
Auch aus ethischen Überlegungen sei die Energiewende unverzichtbar: „Wir müssen lernen, anständig zu leben“ Alt plädierte für intelligente Lösungen und zeigte an einer Reihe von Beispielen, wie sich Sonnenkollektoren, Photovoltaikanlagen und kleine Windräder in Neubauten kombinieren lassen. Es müsse eine Kombination aus Ethik, Ästhetik und Technik geben als Voraussetzung für die Energiewende.
In der Diskussion erläuterte Alt dass ausgediente Solarzellen bis zu vier Mal recycelt werden können. Er ging auf den drohenden Wassermangel ein und die Rolle der Frauen in der wirtschaftlichen Entwicklung. Mit Verve wandte er sich gegen die mittelalterlichen Moralvorstellungen der katholischen Kirche und stellte den „ökologischen Jesus“ vor. Mit einem hoffnungsvollen Satz hatte Alt schließlich die Lacher auf seiner Seite: „Ich glaube, dass der Heilige Geist sogar im Vatikan eine Chance hat.“
Oberbürgermeister Herzog dankte für den „lebhaften“ Vortrag und ließ Alt sich im Goldenen Buch der Stadt verewigen. Anschließend signierte dieser noch seine Bücher für Besucher an einem Büchertisch der Buchhandlung Klaussner.