Voller geht nicht? Gefühlt doch: Gregory Porter schlägt Randy Crawford in der Besucherzahl, auch in der Applausstärke, dafür sind seine Gesten noch minimalistischer. Der Mann mit der Mütze räumt ab beim Rottweiler Jazzfest, hat knapp zwei Stunden sein Publikum perfekt im Griff und liefert mit seiner ausgezeichneten Band ein beeindruckendes Set in der Alten Stallhalle ab.

Thank you for coming here… Er ist ein Star, ein Hüne, ein Sänger zwischen Soul, Gospel, Blues und Jazz, der sich derzeit quer durch Europa spielt (und übrigens auch in Rottweils Partnerstadt Imst auftritt). Er ist aber auch ein Musiker, der seinen genialen Kollegen auf der Bühne viel Raum gibt für perfektes Zusammenspiel und brillante Soli. Mit Gregory Porter hat der Jazzfest-Verein einen großen Fang getan, der angesagte Kalifornier mit der markanten Mütze hat rasch für ein ausverkauftes Konzert gesorgt.

Hey brother, hey sister, hey mother, what’s going on… Auf der Bühne der Alten Stallhalle swingt und funkt es, dass es eine Freude ist – spürbaren Anteil an der gelungenen Performance hat der japanische Wahl-New Yorker Yosuke Satoh, der seinem Saxofon mit Leidenschaft ungestüme Läufe und sanfte Klangwolken gleichermaßen entlockt. Schlagzeuger Emanuel Harrold, Sproß einer amerikanischen Musikerfamilie, hat sich ebenfalls seit Jugendjahren der Musik verschrieben, spielt und produziert mit etlichen Größen der Musikwelt und überzeugt in Rottweil durch seinen prägnanten, druckvollen und sehr perkussiven Stil. Auch Pianist Albert „Chip“ Crawford, der seine Tourkollegen im New Yorker St. Nicks Pub bei einer Session traf, mit ihnen dort zur Haus- und später zur Weltband avancierte, ist ein Hansdampf auf allen Tasten, gibt sogar einmal kurz verschmitzt den Monty, baut geschickt bekannte Einsprengsel in seine Phrasierungen und hat mit seinem behänden Kollegen Aaron James am Kontrabass und der restlichen Truppe sichtlich Spaß in Rottweil.
What would John Coltrane say? What would James Brown say? I do not agree… Aber die knapp 900 im Saal tun es, sie klatschen und jubeln und wollen die gutgelaunte Truppe nach eineinhalb Stunden so gar nicht ziehen lassen, eine Zugabe folgt, und noch eine, und nach zwei Stunden sind sie dann doch von der Bühne. Dieses Quintett spielt hörbar nicht erst seit Tagen oder Wochen zusammen, sie gehen aufeinander ein und miteinander ab wie ein schnurrendes Uhrwerk, nur spannender. Trost für alle, die diesmal keine Karte mehr bekamen: I’m looking forward to coming back, and back, and back…