Die CDU will die Alternativ-Szene in Schramberg wiederbeleben. Richtig gelesen, die CDU. Seit vor 13 Jahren aus der Kulturszene Majolika das Subiaco-Kino geworden sei, sei „ein Großteil der Schramberger Szene“ weggebrochen, bedauert CDU-Stadtrat Uli Bauknecht. Seither fehle ein geeigneter Raum für etwa 200 Besucher, in dem auch rustikaler gefeiert werden könnte.

Bei einem Pressegespräch stellten Bauknecht, der CDU-Fraktionssprecher Clemens Maurer und sein Stellvertreter Thomas Brantner ihren Lösungsvorschlag vor: Die Stadt soll den Baus 64 auf dem Junghans Areal an der Geisshalde kaufen und ein Verein in eine „ schicke location“, die „Szene 64“ umbauen. Die Räume würden Platz für bis zu 200 Besuchern bieten.
Das Gebäude steht seit vielen Jahren weitgehend leer, ein Schreiner lagert dort noch Bretter und anderes Material. Ursprünglich war der 1893 errichtete Backsteinbau das Magazin der Uhrenfabrik Junghans, zuletzt war die Hausdruckerei dort untergebracht. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Das Dach ist marode und müsste dringend saniert werden.
Die CDU hat nun beantragt, dass die Stadt den Bau 64 kaufen und das Dach sanieren lässt. Ein Verein soll dann das Gebäude auf Vordermann bringen und Veranstaltungsräume einrichten und betreiben.

„Das Gebäude, kombiniert mit der Bereitschaft von Bürgern daraus etwas einmaliges für Schramberg zu machen, ist ein Möglichkeit, die wir als CDU nutzen wollen“, so der CDU-Fraktionssprecher Clemens Maurer. Es entwickle sich „ein Bürgerprojekt mit hoher Identifikation und hohem Nutzen für die Stadt.“ Der Charme bestehe „gerade in der Verbindung von gestern, heute und morgen.“ Das denkmalgeschützte Gebäude müsse erhalten werden, Maurer spricht von einer „historischen Chance“, weil die Stadt erstmals die Gelegenheit habe den Bau 64 zu kaufen. Wegen des maroden dachs sei die sanierung aber dringend. „Wenn nichts gemacht wird, ist das Gebäude bald kaputt“, mahnt Brantner.
Kern der Idee ist auch, dass mit „angeschlagenen Handwerkern, die keinen Job mehr finden, und ehrenamtlich tätigen Bürgern“ der Verein „das Projekt stemmen“ könnte. Bauknecht könnte sich auch vorstellen, “dass auch Flüchtlinge hier handwerkliche Kenntnisse anwenden oder erwerben.“
Weil ein Verein steuergünstiger bauen und planen könnte, schätzen die CDUler, wie auch „fachlich versierte Bauverständige“, dass sie das Gebäude für etwa 900.000 Euro sanieren könnten. Die Umsetzung soll schrittweise erfolgen, betont Thomas Brantner. Fünf Jahre könnte es dauern, bis alle vier Etagen des Gebäudes saniert sind.
Der Verein wolle zehn Prozent der Kosten, also 90.000 Euro, aufbringen, steht im Konzept. Die Stadt müsse für die dringend nötige Dachsanierung etwa 310.000 Euro bringen, blieben noch 500.000 Euro, verteilt auf fünf Jahre. Außerdem wolle der Verein versuchen, öffentliche Fördergelder von Bund und Land, vom Landesdenkmalamt, der Denkmalstiftung BW von der Glücksspirale oder Toto-Lotto einzuwerben, um so die städtischen Kosten zu senken. Den Initiatoren ist klar, dass es bei einem solchen Bau Überraschungen geben kann: „Das Risiko müssen wir tragen“, so Brantner. Als Verein könne man darauf aber flexibler reagieren als ein öffentlicher Auftraggeber
Von den Plänen nicht tangiert wäre der „Kulturbesen“ im benachbarten Bau 50, versichert Maurer. Beide Projekte könnten sich vielmehr ergänzen.
Sobald der Gemeinderat “Grünes Licht“ für die Pläne gebe, könnte sich der Verein gründen, so die Initiatoren. Die CDU hat ihren Antrag am Donnerstag eingebracht, er wird in einer der nächsten Sitzungen des Verwaltungsausschusses und danach im Gemeinderat diskutiert werden.
Wie zu hören ist, findet die Stadtverwaltung die Idee überlegenswert und hat gar vorgeschlagen, das der Verein das Gebäude kaufen soll, denn so ließen sich erheblich Steuern sparen.


Das Konzept der CDU sieht vor, dass im Untergeschoss die Toiletten und einige Nebenräume entstehen. Das Erdgeschoss wäre für einen rustikalen Veranstaltungsraum mit Industriecharakter geeignet. Im 1. Obergeschoss, das von hinten über eine Brücke behindertengerecht erreichbar ist, würde sich ein Kulturraum für Veranstaltungen aller Art anbieten. Im Dachgeschoss wäre Platz für vier bis sechs Tagungs-, Jugend- und Seniorenräume.