KREIS ROTTWEIL (pm) – Bis zu eine Million Flüchtlinge sollen in diesem Jahr in Deutschland Zuflucht finden. Die Hilfsbereitschaft ist auch im Landkreis Rottweil enorm. Für die zuständigen Behörden ist das Thema Asyl nach wie vor eine Großbaustelle, wie es der Sozialdezernent des Landkreises Rottweil, Bernd Hamann, bei einem Treffen mit dem AWO-Kreisvorstand und den örtlichen AWO-Vorsitzenden formulierte.
Auch im Landkreis Rottweil ist die Zahl der Asylbewerber deutlich angestiegen. Waren es im Jahr 2010 noch 144 Menschen, so stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 583. Zu Beginn des Jahres kamen jeden Monat 50 Menschen neu in den Landkreis, die Schutz suchen, zwischenzeitlich sind es über 150 im Monat. Ende August lag die Zahl im Kreis bei insgesamt 904 Asylbewerbern.
Mit den Bürgermeistern und Oberbürgermeistern aus dem Landkreis wurde laut Hamann im Jahr 2013 die dezentrale Unterbringung vereinbart. Auch wenn die dezentrale Unterbringung für den Landkreis personalintensiver ist, sieht Hamann bei kleineren Einheiten eindeutige Vorteile bei der Integration. Erfreut zeigte sich Hamann, dass das Konzept bisher trägt, wenn es auch eine große Herausforderung für manche Kommune darstellt.
Auch der Kreistag zieht laut Hamann mit und bewilligt neue Stellen. Dabei gibt der Sozialdezernent zu bedenken, dass er für die Stellen die richtigen Menschen finden müsse, was auf Grund des landesweit großen Bedarfs nicht so einfach sei.
Auch Wohnraum wird dringend gesucht. Heute miete der Landkreis Gebäude an, die vor drei Jahren noch abgelehnt wurden; etwa wenn in einer 600-Einwohner-Gemeinde 50 Asylbewerber in einem Gebäude untergebracht werden sollen. Heute haben Hamann und sein Team keine Wahl mehr. Der Landkreis schließt mittlerweile Mietverträge mit einer mehrjährigen Laufzeit.
Erfreut ist Hamann über das starke ehrenamtliche Engagement bis hin zu Patenschaften für die Asylbewerber. „Wir haben eine ganz andere Stimmung als in den 90er-Jahren.“ Und weiter: „Tatsache ist, dass die Menschen da sind, und wir haben ihnen gegenüber eine Pflicht.“ Sorgen bereitet Hamann die Frage, was getan werden kann, wenn die Wohnraum-Kapazitäten im Landkreis Rottweil erschöpft sind.
Bevor die Menschen in der anstehenden kalten Jahreszeit in Zelten leben müssen, bleibe nichts anderes, als auf Sporthallen zurückzugreifen. Als erstes auf jene, die dem Landkreis selber gehören. Hamann weiß um die Probleme, wenn dadurch auf einmal der Schul- und Vereinssport ausfallen müssen. Deshalb hofft er auch, dass es erst gar nicht so weit kommt.
Die Unterbringung in Wohncontainern bräuchte laut Hamann einen Vorlauf von einem halben Jahr, was nicht nur mit der Herstellung der Infrastruktur, wie den Anschluss an das Wasser-, Abwasser- und Stromnetz zu tun hat, sondern auch mit der großen Nachfrage nach Wohncontainern und der damit verbundenen Auslastung der Hersteller.
AWO-Kreisvorsitzender Hans-Peter Faißt, würdigte sowohl das Engagement der ehrenamtlich Engagierten als auch aller hauptamtlich Tätigen.