SCHRAMBERG (him) – Nach intensiver Debatte über rechtliche und ethische Probleme beim Bau eines Humankrematoriums in der Lise-Meitner-Straße auf dem Sulgen gab der Gemeinderat mit deutlicher Mehrheit der Verwaltung grünes Licht für die Weiterarbeit an dem Vorhaben.
Für die Fraktion SPD/Buntspecht hatte Fraktionssprecher Hans Jörg Fahrner erneut die Bedenken gegen das geplante Projekt in direkter Nachbarschaft zu einem bestehenden Tierkrematorium und zu einem Industriegebiet vorgetragen: „Ein Krematorium ist eine kulturelle Einrichtung, gleichzusetzen mit einem Friedhof.“ Diese Nähe zwischen Tier- und Humankrematorium wäre bundesweit einmalig, so Fahrner. Er bedauerte, dass die strikt ablehnende Haltung der Schramberger Pfarrer zu den Plänen von der Verwaltung nicht erwähnt worden sei und kündigte an, seine Fraktion werde das Projekt weiter rechtlich verfolgen.
CDU-Sprecher Clemens Maurer sah zwar auch die rechtlichen und ethischen Bedenken. Mehrheitlich sei seine Fraktion aber der Meinung, die Menschen könnten selbst entscheiden, wo sie sich einäschern lassen wollen. Sein Fraktionskollege Thomas Brantner bekannte, er habe „Bauchweh“ bei dem Vorhaben. Dr. Jürgen Winter, ebenfalls CDU, betonte die Bedeutung der Bestattungskultur und der Religiosität in diesem Zusammenhang. Pragmatisch betrachtet könne ein Krematorium für die Angehörigen eine Erleichterung sein. Andererseits werde die Einäscherung zu einem technischen Akt.
Für Reinhard Günter (SPD/Buntspecht) sollte ein Krematorium nicht privat betrieben werden. „Dieser Bereich ist zu sensibel.“ Bernd Richter, ÖDP, mochte den Unterschied zwischen einem Krematorium für Menschen und Tiere nicht erkennen. Tiere seien „Mitgeschöpfe des Menschen.“ Renate Hilser, CDU, beklagte die lange Dauer, bis eine Einäscherung derzeit vollzogen werde – und erntete Widerspruch von Seiten der SPD/Buntspechtfraktion: In Schwenningen würden im dortigen Krematorium Verstorbene in aller Regel innerhalb einer Woche eingeäschert. Außerdem planten die dortigen städtischen Technischen Dienste in diesem Jahr einen Neubau auf dem Schwenninger Friedhof. Statt derzeit 2000 seien dann 4000 bis 4500 Einäscherungen pro Jahr möglich. Trotz Änderung der Bestattungskultur seien deshalb Engpässe nicht zu erwarten.
Bei neun Gegenstimmen und zwei Enthaltungen beauftragte der Rat die Verwaltung das Projekt weiter zu verfolgen und die planungsrechtlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen.