SCHRAMBERG (him) – Einen Fotowettbewerb des Sulgener Leiterplattenherstellers Schweizer Electronic hat die IG Metall für eine ungewöhnliche Aktion genutzt, um der Forderung nach einem Tarifvertrag Nachdruck zu verleihen. Etwa 50 Belegschaftsmitglieder posierten vor einem mit Schweizer-Logo und –Werbung bemalten SBG-Bus. Die Pressesprecherin des Unternehmens, Christine Blake, wirft der IG Metall vor, dem Standort Schramberg zu schaden.
„Die Fahnen noch bissle weiter rein“, dirigiert Andreas Ziegler von der IG Freudenstadt seine Kollegen. Die haben mit rotem IG-Metallkäppi und Transparent vor dem grünlackierten Linien-Bus Aufstellung genommen. Ziegler hatte sie zu dem Termin am SBG-Busdepot gebeten, denn das Unternehmen hatte im Oktober einen Fotowettbewerb ausgeschrieben: „Catch me if you can“ – so lautete das Motto, „fang‘ mich, wenn du kannst.“ Die Redaktion der Werkszeitschrift bat die Mitarbeiter, diesen Linienbus doch zu fotografieren, wenn er ihnen begegnet.
Das ließ sich die IG-Metall nicht zwei Mal sagen, trommelte die Kollegen zusammen und organisierte den Termin am SBG-Depot.
Hintergrund der Aktion ist, dass Schweizer schon 1997 aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten ist. Seither ist das Unternehmen nicht mehr an die Tarife der Metall und Elektroindustrie gebunden. Der Betriebsratsvorsitzende Siegbert Maier schätzt, dass die Löhne um etwa ein Fünftel unter denen in der Branche liegen.
IG-Metall-Sekretär Stefan Kirschbaum nennt als Ziel: „Endlich wieder ein Tarifvertrag bei Schweizer.“ Es sei nicht einzusehen, weshalb die Löhne beim Leiterplattenhersteller so viel niedriger seien, „trotz Rekordumsätzen und Rekordgewinnen.“ Bei einer Betriebsversammlung am vergangenen Donnerstag habe er der Geschäftsleitung Gespräche angeboten: „Bisher haben wir aber noch nichts gehört.“

Dass der Fotowettbewerb eigentlich schon abgeschlossen ist, ist Andreas Ziegler gleich: „Wir schicken‘s trotzdem hin.“ Außerdem will er es in den IG-Metall-Medien verbreiten.
Die Pressesprecherin von Schweizer, Christine Blake, erklärt auf Nachfrage der NRWZ zu den IG-Metall- Vorwürfen, die Geschäftsleitung sei am vergangenen Donnerstag erstmals von der IG-Metall zu Gesprächen aufgefordert worden. „Was uns Sorgen macht, ist die absolute Falschbehauptung, alle Gehälter bei Schweizer lägen 20 Prozent unter dem Tarif“, so Blake. „Es gibt auch einige, die liegen drüber.“
Die Behauptung der IG-Metall schade im Übrigen dem Standort Schramberg, für den sich das Unternehmen seit 165 Jahren einsetze. Ob die Geschäftsleitung das Gesprächsangebot der Gewerkschaft annimmt, konnte Blake nicht beantworten: „Die Betriebsversammlung ist ja erst letzte Woche Donnerstag gewesen.“