ROTTWEIL (mm) – Seit 25 Jahren arbeitet die Rottweiler Bürgerinitiative für eine Welt ohne atomare Bedrohung mit der Stiftung „Den Kindern von Tschernobyl“ aus Weißrussland zusammen. Aus dem Anlass gibt es nun im Alten Rathaus eine Ausstellung, die zeigt, was man seitdem alles gemeinsam gestemmt hat.
Und auch, was der Anlass war, dass sich die Bürgerinitiative einst gründete, nämlich die Atomkatastrophe von Tschernobyl. Zahlreiche Besucher waren zur Ausstellungseröffnung gekommen, darunter Gäste aus Weißrussland und Japan. Denn auch dorthin hat die Initiative seit der Katastrophe von Fukushima Kontakte.
Bürgermeister Werner Guhl lobte das „unglaubliche persönliche Engagement“ der Initiative, die sich seit 1986 nicht nur gegen Atomkraft, sondern auch für die Menschen in Weißrussland einsetzt und so ihren Teil zur Versöhnung beitrage. „Das ist die Grundlage für dauerhaften Frieden!“, so Guhl. Man wolle nicht nur auf die Gefahren hinweisen, sondern auch durch Taten helfen.
So wurden viele kranke Kinder nach Rottweil geholt, um sie hier medizinisch zu versorgen, eine Armenküche in Minsk gegründet, Mädchen in Gefängnissen geholfen – Hilfe zur Selbsthilfe. Manche der Projekte wurden auch international ausgezeichnet. Und die Initiative habe ihren Teil zur Energiewende beigetragen, mitgeholfen, dass Deutschland jetzt aus der Atomenergie aussteigt.
Angela Gessler, Vorsitzende der Initiative und ihre treibende Kraft, erinnerte an die Anfänge der Partnerschaft, daran, dass die Menschen in Weißrussland lange Zeit nicht wussten, was passiert war und wie sehr das Land durch die Reaktorexplosion verseucht war, erst allmählich sickerten die Informationen durch, und dann entstand eine Bürger- und Selbsthilfebewegung „gegen staatliches Schweigen“.
Und eben die Partnerschaft mit den Rottweilern, die unzählige Aktionen auf die Beine stellten. Da gab es Gottesdienste und Benefizkonzerte, Filme, gebastelte Kraniche im Schwarzen Tor, Infoveranstaltungen und Workshops und vor allem viele, viele Begegnungen. Auch die mit Irina Gruschewaja, der Initiatorin der weißrussischen Stiftung. „Wir haben gemeinsam Wunder bewirkt“, freute sie sich.
Und wird weiter kämpfen, gerade jetzt, wo „durch Propaganda Mauern in Europa hochgezogen werden! Es ist eine Welt, in der wir zusammen leben!“ Solidarität, Freiheit und Menschenrechte seien für viele noch immer Zukunftsträume. „Wir wollen, dass unsere Kinder strahlen! Aber nicht wegen Atomkraft, sondern aus Freude!“ Sie und ihre Mitstreiter hätten bei den Rottweilern gelernt, was Solidarität bedeutet und viele gute Ideen bekommen.
Und das sei nötig, denn in ihrem Land „existiert Tschernobyl nicht mehr!“ Deshalb sei die gemeinsame Arbeit mit großer Hoffnung verbunden. Umrahmt wurde die Vernissage von der Geigenschule Ute Bott und der weißrussischen Gruppe „Gastsinetz“, die in ihren Trachten Lieder aus ihrer Heimat präsentierten.
Neben der Ausstellung gibt es noch weitere Programmpunkte zum 25-Jährigen: Am Samstag, 21. Juni zeigt „Gastsinetz“ Tänze und Lieder aus ihrer Heimat, und das von 10 bis 12.30 Uhr vor dem Alten Rathaus. Bei schönem Wetter geht es anschließend im Stadtgraben weiter, bei Regen in der Konrad Witz-Schule, und das gemeinsam mit der Tanz-AG des Trachtengaus Schwarzwald. Am Sonntag gibt es dann von 11 bis 13 Uhr im Kutschenhaus beim Kapuziner das Erzählcafé. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei, um Spenden für das Diabetesprojekt der Stiftung „Den Kindern von Tschernobyl“ wird gebeten.