KREIS ROTTWEIL (pm) – Heute erreichte die Initiative Eckerwald die schmerzliche Nachricht, dass ihr langjähriger, treuer Freund, Robert Egly, am zweiten Weihnachtsfeiertag gestorben ist. Mit ihm starb der letzte überlebende Häftling des KZ Schörzingen.
Für die Initiative schreibt Gertrud Graf in einem Nachruf: „Robert Egly wurde am 27.Mai 1921 in Petit Raon geboren. Er arbeitete in der väterlichen Landwirtschaft. Während der deutschen Besatzung schloss er sich mit sechs anderen Männern aus dem Dorf der Résistance an. Im Herbst 1944 versuchte die SS mit der Vergeltungsaktion „Waldfest“ den Widerstand in der Region zu brechen. Alle Männer im Alter zwischen 16 und 66 Jahren wurden verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt. Robert Egly war einer von ihnen. Über Schirmeck, Rastatt, Dachau kam er am 21. Oktober 1944 in das KZ Schörzingen.
Bei der Einlieferung hörten die Häftlinge den Satz des Kapos Telschow: „Hier erwartet Euch die Hölle. Ich bin der Teufel!“ Der Lagerschreiber Julian Hagenbourger bewirkte, dass Robert Egly dem Kommando zugeteilt wurde, das im Bergwerk bei der Schieferölverschwelung arbeitete. Die Lebenserwartung im Tagebau betrug maximal drei Monate. Im Bergwerk waren die Männer den schlimmen Witterungsbedingungen nicht so ausgesetzt, die im Herbst und Winter 1944/1945 herrschten.
Sie litten aber unter den giftigen Schwelgasen in den Stollen. Bei Robert Egly bildete sich als Folge der Gaseinwirkung ein Abszess im Auge, der sich entzündete und lebensbedrohlich wurde. Der französische Mithäftling und Arzt Robert Morel, rettete das Augenlicht und das Leben Robert Eglys, mit einer unter unglaublich primitiven Bedingen durchgeführten Notoperation. Mangels eines Skalpells benutze er einen angeschärften, langen Nagel, der aus dem Bergwerk „organisiert“ worden war.-
Robert Egly wurde Zeuge willkürlicher und unmenschlichster Grausamkeiten und musste viele selbst durchleiden.
Im April 1945 wurden die sieben Wüstelager, zu denen Schörzingen gehörte, aufgelöst. Die noch gehfähigen Häftlinge wurden in einem Todesmarsch in Richtung „Alpenfestung“ getrieben. Die Gruppe, in der Robert Egly „marschierte“, kam bis Ostrach. Dort flüchteten die Bewacher vor den herannahenden französischen Truppen. Nach mühevollen Tagen erreichte Robert Egly am 7. Mai 1945 sein Heimatdorf Petite Raon. Er wog noch 40 Kilo. Sein Vater erkannte ihn zuerst nicht wieder.
1986 entstand der erste Kontakt zur Initiative Eckerwald, 1995 kam er zur Gedenkfeier. Danach entwickelte sich mit den Jahren gegenseitiges Vertrauen und eine enge Freundschaft.
Robert Egly gab wichtige Hinweise zu den Zuständen im KZ Schörzingen, zu der Lage des Bergwerks und den Arbeitsbedingungen dort. Er machte uns begreiflich, wie sich die Verschleppung der Männer aus dem Rabodeautal noch viele Jahre nach dem Krieg grausam auf das Leben der Frauen und Kinder auswirkte, zu unvorstellbarer Armut führte. Trotz allem Erlebten, den körperlichen Schädigungen und dem erlittenen Trauma, das ihn bis in die letzten Lebenstage verfolgte, reichte er uns die Hand und setzte sich ein für die Versöhnung.
Wir trauern um einen wunderbaren Menschen“.