ROTTWEIL (pm) – Inklusion erfordert Umdenken bei Schulen wie Eltern. Das wurde den rund 30 Interessierten deutlich, die den Weg in die Konrad-Witz-Schule gefunden hatten, um sich über das neue Inklusionsgesetz zu informieren.
Annette Sauter-Schimak, Schulrätin und ehemalige Rektorin der Achert-Schule, gilt als ausgewiesene Expertin für schulische Inklusion. Sie war gekommen, um zu werben: für die große gesellschaftliche Aufgabe, Chancengleichheit für alle in allen Bereichen zu erreichen, Beim Informationsabend des Gesamtelternbeirates unterstrich sie, „dass die Schule nur ein Teil des Lebens ausmacht“. Jetzt bestehe die Chance, dass sich die Gesellschaft öffnet, so ihre Hoffnung.
Sauter-Schimak stellte in ihrem 30-minütigen Vortrag dar, was das am 1. August dieses Jahres beschlossene Inklusionsgesetz für Veränderungen in der Schullandschaft und der Berufswegeplanung bringt. Sie zeigte die Möglichkeiten stärkerer individueller Förderung für Eltern und Kinder auf, riss aber auch die Grenzen an.
Es wurde klar: Die neuen Wege, alle Kinder, Eltern und Schulen gleichermaßen mitzunehmen in inkludierendes Unterrichten, sind noch holperig. Sauter-Schimak sprach von Feldwegen. Sie hofft, dass in ein paar Jahren zumindest Bundesstraßen daraus werden. Am Donnerstag signalisierte sie vor allem Gesprächbereitschaft und Offenheit.
Denn Reden, Überzeugen, individuell Planen, das ist für sie unabdingbar, soll Inklusion in Baden-Württemberg erfolgreich sein. „Wir brauchen Eltern, die dieses Experiment mittragen wollen“, sagte sie. Eine Aussage, die übrigens nicht bei allen auf Verständnis stieß.
Eltern, die das Experiment mittragen, haben Eichendorff- und Achertschule bereits gefunden. Die 16 Kinder des inklusiven Grundschul-Kooperationsprojektes beider Schulen gehen inzwischen in die dritte Klasse.
Annette Dangel, Konrektorin der Eichendorffschule, und Stefan Kessler, Leiter der Achertschule, stellten in einem bilderreichen Vortrag gemeinsam mit dem Lehrerinnentandem Miljenka Boras und Barbara Raffoul die Arbeit mit der Klasse als ein Beispiel von Inklusion in Rottweil vor. Dabei wurde klar: Die Arbeit mit sehr weit auseinander driftenden Lernfähigkeiten der Kinder ist eine Bereicherung für alle Beteiligten.
Doch genauso ist sie ein Kraftakt für Lehrer wie Schulverwaltung. Die Grenzen sind deutlich: zeitliche, personelle wie räumliche. Dennoch hegt Dangel die Hoffnung, dass eine neue Kooperationsklasse folgen wird, wenn die jetzige das erste Etappenziel erreicht hat: den Übergang in die weiterführende Schule. Welche das auch immer für das einzelne Kind sein wird.