Der Deißlinger Tierarzt Attila Remete hat derzeit einen etwas außergewöhnlichen Fall in Pflege: Einen jungen Waschbären. Den hat im Juli ein Spaziergänger im Neckartäle gefunden, halb verhungert und hilflos, und ihn dann in die Tierarztpraxis gebracht.
Der Kleine, der jetzt auf den Namen Sam hört, war damals nur ein paar Wochen alt und konnte nicht richtig laufen. Kann er inzwischen immer noch nicht, möglicherweise hat er bei der Geburt zu wenig Sauerstoff bekommen, vermutet Remete. Immer wenn er hektisch ist, weil jemand Fremdes kommt oder er Fressen bekommt, kippt er um. Das hat auch die gute Pflege bei Remetes nicht beheben können, wo er anfangs das Fläschchen bekam und dann mit Babybrei hochgepäppelt wurde.
Die sind inzwischen etwas ratlos, denn keiner will Sam haben. Sämtliche Streichelzoos und Tiergehege, die sie abgeklappert haben, interessieren sich nicht für einen Waschbär mit Koordinationsproblemen. Und frei herumlaufen darf er auch nicht, wenn er im Wald einem Jäger begegnet, darf der ihn erschießen. Denn Waschbären sind inzwischen an manchen Orten zu einer echten Plage geworden, in Kassel beispielsweise ziehen die kleinen amerikanischen Einwanderer durch die Straßen und werfen Mülleimer um, um Nahrung zu finden. Und auch im Wald mag man sie nicht, denn die Allesfresser mit dem niedlichen Gesicht und den kleinen, wie Hände aussehenden Pfoten, fressen gern auch mal die Gelege anderer Tiere. Und fühlen sich hierzulande so wohl, dass sie sich ungehindert ausbreiten würden, wenn man sie ließe.

Sam genießt derweil die Pflege im Garten der Remetes in Lauffen, der Tierarzt versorgt ihn mit kleingeschnittenem Obst und Hühnerfleisch. Kleingeschnitten, das muss sein, denn sehr reinlich ist der kleine Waschbär nicht. „Wenn ich ihm eine ganze Banane gebe, wird sie zermatscht!“ Und Schuhe anziehen ist auch sinnvoll, denn Sam knabbert gern an Zehen, man muss ja schauen, ob die nicht etwa essbar sind.
Sollte sich jemand für den kleinen Sam interessieren, kann er sich gern bei Tierarzt Remete unter 07420-1366 melden.