SCHRAMBERG (him) – Zu der inzwischen schon traditionellen Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus versammelten sich am Dienstagabend zahlreihe Besucher am Mahnmal „Des Bruders Tod“ bei der Schramberger Realschule, um gemeinsam den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus zu begehen.
„Heute vor 70 Jahren, am 27. Januar 1945, befreiten sowjetische Soldaten das Konzentrationslager Auschwitz“, erinnerte OB Thomas Herzog in seiner Gedenkrede. „Die Bilder und Berichte, die danach um die Welt gingen, enthüllen ein unfassbares Grauen; das Ausmaß an Unmenschlichkeit, welches die nach Auschwitz verschleppten Menschen zu erleiden hatten, übersteigt jedes Begreifen.“
Bundespräsident Joachim Gauck habe bei einer Gedenkveranstaltung am Morgen im Bundestag die Menschen in Deutschland vor einem Schlussstrich unter den Holocaust gewarnt: „Es gibt keine deutsche Identität ohne Ausschwitz. Die Erinnerung an den Holocaust bleibt eine Sache aller Bürger, die in Deutschland leben. Er gehört zur Geschichte dieses Landes.“
Die Warnung vor dem politischen oder gar religiösen Extremismus sei aktueller denn je, so Herzog. Das habe der barbarische Anschlag auf die französische Zeitung „Charlie Hebdo“ und die Attacke auf einen jüdischen Supermarkt in Paris vor nicht einmal drei Wochen gezeigt.
Geschichtsbetrachtung und Gedenken sensibilisierten uns alle gemeinsam, generationsübergreifend, dafür, unsere universellen Werte von Freiheit, Demokratie und Toleranz hochzuhalten und uns für den Erhalt dieser Werte auch aktiv zu bekennen und einzusetzen.
Das Gedenken werfe auch immer wieder die Frage auf, „wie ich mich wohl verhalten hätte, wenn ich damals gelebt hätte. Wohl keiner kann das mit Gewissheit beantworten“ meinte Herzog selbstkritisch. „Aber wir können Antworten finden auf die Frage, was ich, was wir heute tun können, damit sich die Schrecken der Vergangenheit nie wiederholen, damit wir in einer Gesellschaft ohne Rassismus und Ausgrenzung leben.“
Es sei nicht hinnehmbar, dass sich Jüdinnen und Juden, dass sich Asylsuchende, dass sich Minderheiten in unserem Land nicht sicher fühlen. „Denn wir wollen in einer Stadt, in einem Land leben, das allen Menschen, ungeachtet ihrer Herkunft oder ihrer Konfession, Freiheit und Sicherheit garantiert.“
Das Bläserquartett der Stadtmusik umrahmte die Feier, bevor Herzog zusammen mit Stadtrat Rudi Aberle einen Kranz am Mahnmal niederlegte.