SCHRAMBERG (him) – Nach 15 Jahren als Kommandantin der Schramberger Talstadtfeuerwehr hat Annette Melvin am Freitagabend nicht mehr für dieses Amt kandidiert. Mit Patrick Wöhrle stehe ein prima Nachfolger bereit, so Melvin zur NRWZ.
Als sie vor 15 Jahren ihr Amt angetreten habe, habe sie oft ungläubiges Staunen ausgelöst: „Wenn wir im Einsatz waren, sind oft Leute gekommen und haben nach ‚dem Chef‘ gefragt. Und wenn dann meine Kameraden auf mich gezeigt haben, hieß es: ‚Was? Die da?‘“ Heute kann Melvin darüber schmunzeln, doch als einzige Abteilungs-Kommandantin – damals und bis Freitag – in ganz Baden-Württemberg musste sie erst beweisen, dass sie es genauso drauf hat, wie ihre männlichen Kollegen. Und das gleich nach ihrer Wahl: „Das ging Schlag auf Schlag, da hatten wir innerhalb weniger Tage drei Einsätze.“
Zur Feuerwehr kam sie als junge Frau. „Ich hab‘ so mit Anfang 20 den LKW-Führerschein gemacht und überlegt, was mach‘ ich nun damit?“ Ein paar Freunde von der Feuerwehr hätten sie motiviert, zur Feuerwehr zu gehen: “Maschinisten brauchen wir immer.“ Sie habe dann die Grundausbildung gemacht, verschiedene Lehrgänge besucht und sei dann nach sechs Jahren zur Abteilungskommandantin gewählt worden. „Den Zugführerlehrgang habe ich anschließend erst absolviert.“
Nun, findet Annette Melvin, sei es Zeit für einen Wechsel, mit Wöhrle stehe der richtige Mann als Nachfolger bereit. Mit ihrem bisherigen Stellvertreter Arno Zehnder und Fabian Kohlmann als drittem im Team sei die Talstadtwehr gut aufgestellt. Wöhrle und Kohlmann seien bei der Berufsfeuerwehr in Stuttgart, wohnten aber in Schramberg und seien überwiegend vor Ort. Sie selbst wolle weiterhin als Gruppenführerin aktiv bleiben.
In den vergangenen Jahren habe sich die Art der Einsätze deutlich geändert: Erdrutsche wie bei der „Schönen Aussicht“, extreme Unwetterlagen oder „die schlagartige Zunahme von Waldbränden“ führt Melvin auf die Klimaveränderungen zurück.

In Erinnerung bleiben ihr insbesondere der Großbrand beim Leiterplattenhersteller Schweizer auf dem Sulgen oder der Brand im Haus in der Schiltachstraße, „weil wir da so viele Personen über Steckleitern aus dem Gebäude holen mussten.“ Solche Einsätze blieben im Gedächtnis haften, „besonders, wenn sich die Menschen bedanken und sich freuen, wenn man geholfen hat.“
Da können sich inzwischen viele hundert Menschen bei ihr und ihren Kameraden bedanken. Und in Schramberg fragt keiner mehr: „Was? Die da?“, wenn Annette Melvin die Kommandos gibt.