SCHRAMBERG (him) – Bei seinem Besuch im Kreis Rottweil hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Freitagnachmittag auch in Schramberg Station gemacht. Dort besuchte er in Begleitung von Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer, Landrat Wolf-Rüdiger Michel, Oberbürgermeister Thomas Herzog, mehreren Bürgermeistern, Kreis- und Gemeinderäten die Stadtwerke.
Schrambergs OB Herzog, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke, stellte kurz die wirtschaftlichen Vorzüge Schrambergs heraus: Vollbeschäftigung und 11.000 Arbeitsplätze, Weltmarktführer wie Kern-Liebers und Trumpf Laser, starker Mittelstand. Er erinnerte an die Bedeutung der Verkehrsinfrastruktur für Schramberg, die hier eben Straßen bedeute. Die Talumfahrung bleibe für die Stadt „von wesentlicher Bedeutung“.
Zugleich dankte er der Landesregierung für andere Straßenbaumaßnahmen in den letzten Jahren und den „Pakt für Jugend und Familie“, der es Schramberg ermöglicht habe, die Kinderbetreuung stark auszudehnen.
Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Kälble gab einen Überblick über die Arbeit der Stadtwerke, die etwa 35.000 Einwohner versorge, einen Umsatz von 40 Millionen Euro mache und etwa 60 Mitarbeiter beschäftige. Er verwies darauf, dass drei Viertel des Stromabsatzes in Schramberg von der Industrie herrühre. „Die Stadtwerke übernehmen wichtige Infrastrukturaufgaben“, so Kälble. Sie betrieben die Bäder, ein Parkhaus und sorgten für die Abwasserbeseitigung. Die gehe aber nur dank des steuerlichen Querverbundes.
Durch gesetzliche Neuregelungen sieht Kälble weit mehr bürokratischen Aufwand auf die Stadtwerke zukommen. Das mache „den kleinen Energieversorgern Sorge. Bisschen weniger wäre mehr.“ Er plädierte dafür, die Kleinteiligkeit zu erhalten, denn die Stadtwerke seien wichtig für die Städte.
Bei der Energiewende fand Kälble, sollte man eher von einer Transformation sprechen, denn auch vor Fukushima habe es regenerative Energieerzeugung gegeben. Allerdings war der Anstieg in Schramberg in den vergangenen 15 Jahren rasant: 2001 gab es gerade einmal 21 Photovoltaikanlagen, heute sind es weit mehr als 700. Derzeit sei es allerdings sehr schwierig, weitere Anlagen zu installieren. Neben der Energiewende zur Einsparung von CO2 mahnte Kälble: „Wir brauchen auch eine Wärme- und Verkehrswende.“ Auf diesen beiden Feldern tue sich zu wenig.
In der Diskussion wollte Kretschmann wissen, welche Probleme die Stadtwerke bei der Regulierung hätten, und Kälble versicherte, viele Stadtwerke wollten sich lieber von der Bundes- aus der Landesnetzagentur überwachen lassen. Die Landesnetzagentur überwache nämlich schärfer. Auch dauere es ewig, bis man aus Stuttgart einen Bescheid bekomme, wohl weil es Kapazitätsengpässe gebe.
Zum Thema Gebäudedämmung berichtete der Leiter der Energieagentur Rottweil Rolf Halder, dass die gesetzlichen Bestimmungen inzwischen so hochkomplex seien, das auch Fachleute kaum noch durchblickten.
Beim Bürgerempfang in Rottweil würdigte Kretschmann dann das Engagement der Schramberger Stadtwerke. Dort habe man sich für die Energiewende sehr viel vorgenommen. International ernte die deutsche Energiewende „teils zweifelnde, teils bewundernde Blicke“, so Kretschmann. Da schalteten die Deutschen ihre Atomkraftwerke ab und bauten Windräder, wunderte sich mancher. Klar sei, die Wende müsse „auch wirtschaftlich ein Erfolg werden.“