SCHRAMBERG (him) – Zwei Ausstellungseröffnungen an einem Wochenende in Lauterbach und Schramberg – und beide extrem gut besucht – wann hat es das zuletzt gegeben? Podium Kunst und der Kunstverein Wilhelm Kimmich haben es geschafft mit ihrem Projekt Kunstraum Schramberg, bei dem die Werke von 15 Künstlerinnen und Künstlern gezeigt werden.
Kreativen Menschen also, die einen „Bezug zu Schramberg“ haben, sei es, dass sie hier geboren wurden, zur Schule gingen oder hier leben und arbeiten, und auch aktuell in der Stadt präsent sind, wie Lars Bornschein, der Vorsitzende von Podium Kunst am Sonntagabend erläuterte. Schon vor Jahren hatte der Kunstverein in Lauterbach eine solche Schau organisiert und als nun wieder die Idee aufkam, „fanden wir die so charmant und haben uns eingeklinkt“, erzählt Bornschein
Die Ausstellung zeigt in Schramberg Arbeiten von Miriam Huschenbeth, Petra Lunde, Rolf Storz, Andreas Wiertz, Angela Flaig, Mario Moronti, Brigitte Landgrebe und Remy Trevisan. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe habe die Künstler und deren Werke ausgewählt, die alle aus den vergangenen fünf Jahren stammten. „Wir haben viele angeschrieben, nicht alle haben mitgemacht“, bedauerte Bornschein. Dank der Künstler, der Unterstützung durch den Landkreis, die Stadt, das Regierungspräsidium und die Kreissparkasse und des Engagements der Ausstellungsmacher sei es „eine großartige Ausstellung geworden“.
Schrambergs Oberbürgermeister Thomas Herzog zitierte den Maler Pablo Picasso, der gesagt habe, “die Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“ Die Ausstellung sei insofern ein wohltuendes Kontrastprogramm zu den schlimmen Bildern aus Paris. Man dürfe sich „vom Terror aber auch nicht unterkriegen lassen.“
In seiner Einführung reflektierte der Rottweiler Journalist Bodo Schnekenburger über seine Betroffenheit nach den Anschlägen von Paris, und ob denn in einer solchen Lage überhaupt über Kunst gesprochen werden könne. Er sei wütend über diesen Angriff auf die Freiheit. Mit Schiller sah auch er „die Kunst als Tochter der Freiheit“ und meinte: „Wenn die Kunst keine Stimme mehr hat, hat die Freiheit schlechte Karten.“
Schneckenburger erklärte, bei Petra Lundes Reliefbildern verschwinde die Grenze zwischen Malerei und Bildhauerei. Angelika Flaigs Arbeiten mit Flugsamen erzielten ihren besonderen Reiz aus dem Kontrast des Materials und den klaren geometrischen Formen. Brigitte Landgrebe (Nicht Gudrun, „das ist die Schauspielerin“, wie die Künstlerin den Redner korrigierte) mit ihren OP-Art-Anleihen lasse in ihren „Vier Jahreszeiten“-Bildern Farbstimmungen entstehen. Rolf Storz setze mit seinen hellen Bildpartien Lichteffekte, die an Alte Meister erinnerten. Andreas Wiertz‘ Arbeiten mit reinen Farbpigmenten entstünden in langwierigen Prozessen.
Miriam Huschenbeth habe in ihren kleinen Gemälden Mädchengestalten etwa in einen Märchenwald eingefügt. Die großformatigen Bilder von Mario Moronti und Remy Trevisan haben die Ausstellungsmacher einander gegenüber gestellt: Moronti malte „mit Wucht und ungeheurer Energie“, so Schnekenburger, während Trevisan ein Künstler sei, der in sich hineinhorche und zum genauen Hinschauen auffordere.
Das Streichquartett der Musikschule Schramberg, das den Abend mit einem Satz aus Antonin Dvoraks Streichquartett Nr. 12 eröffnet hatte, improvisierte gelungen am Schluss über das Bild „Outlook“ von Brigitte Landgrebe.
Lars Bornschein lud schließlich zu Gesprächen, einem Glas Wein, Sekt oder Saft und Häppchen – und bat um Verständnis und Bescheidenheit: „Mit so vielen Besuchern haben wir nicht gerechnet….“
Die Doppelausstellung dauert bis zum 7. Februar. In der Kimmich-Galerie sind Arbeiten von Ulrike Balkau, Ingrid Wild Jürgen Bornschein, Ralf ROTA Maier, Gerold Rapp, Uwe Rettkowski und Benjamin Saurer zu sehen. Führungen sind nach Vereinbarung unter Telefon 07422/94970 oder E-Mail [email protected] möglich. Die Lauterbacher Schau ist samstags, sonntags und feiertags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. In Schramberg ist das Museum geöffnet von Dienstag bis Samstag von 13 bis 17 Uhr, Sonntag und Feiertag von 11 bis 17 Uhr.