ROTTWEIL (pm) – „Ich wart‘ seit Wochen auf diesen Tag, wo die anderen warten, um mit uns zu starten …“ Als wär’s der Ohrwurm der Toten Hosen, den jeder kennt. Dabei geht es nur um die Begeisterung der knapp 50 Menschen mit Behinderung wenn es um den jährlichen Ausflug des Lebenshilfe Ortsvereins geht.
Dabei steht die Stimmung, stehen die Gefühle der Teilnehmer, denen der Liedzeilen in Campinos Song, „Tage wie diese“, in nichts nach. Wochen, Monate vor Beginn des Ausfluges macht sich Vorfreude breit. Wohin wird es wohl gehen? Hoffentlich haben wir schönes Wetter. Die Spannung liegt regelrecht in der Luft, wenn der Tag da ist, der Bus vorfährt und das Gewusel vor dem Wohnheim der Lebenshilfe sortiert werden muss.
Dabei kommen gar keine Gedanken auf, wie man vom Rollstuhl in den Bus kommt, wie die, zum Teil sehr schweren, Elektrorollstühle transportiert werden oder wie die Verköstigung aussieht. Jeder weiß aus der Vergangenheit, die Betreuerinnen und Betreuer haben alles bedacht – unbeschwerte Reise. Das war auch an diesem Samstag so.
Noch bei leichtem Nieselregen zog der Tross aus 48 Menschen mit Behinderung und 15 Betreuer/innen los, neun Rollstühle, Getränke und Proviant im Schlepp. Maritas Kalauer, dass, „Wenn Engel reisen, …“, den sie im Bus unter Beifall ihrer Mitreisenden überzeugt via Lautsprecher verkündete, hatte sich bereits beim Eingang in den Wild- und Freizeitpark Bodanrück bewahrheitet.
Tiere, Falknervorstellung, Parkbähnle, reizvollste Landschaft, Picknick im Schatten der Bäume am idyllischen Teich – was braucht’s mehr. Aber wie immer kommt das Beste zum Schluss: Diesmal eine Fahrt mit dem Schiff von Radolfzell auf die Reichenau. Strahlend blauer Himmel, grünes Bodenseewasser, eine angenehm erfrischende Brise, viele besondere Eindrücke und Erlebnisse schon zum Schwelgen verinnerlicht – eine Leichtigkeit lag über allem.
Und dennoch: Trotz Rollstühlen, Rollatoren, Mühen beim Gehen vieler Menschen und der Größe der Gruppe verlief das Verlassen des Schiffes und die Aufstellung zum Abschlussbild in solch unkomplizierter Disziplin, dass Passanten stehen blieben und bewundernde Kommentare zum Geschehen gaben für die Reisegruppe – und anerkennende Gesten für die Betreuer.
Das letztmalige Verlassen der Busses verlief noch mal etwas schneller, warteten doch Tische, Bänke und das bereits gerichtete Abendessen im lauschigen Wohnheimgarten auf hungrige Rückkehrer. Ein Ausklang nach Maß.
„An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit“ heißt es in Campinos Lied – auch wenn der Zusammenhang bei ihm ein anderer war, so wird sich der Überschwang der Gefühle kaum unterscheiden.