ROTTWEIL – Zweimal im Jahr werden die beiden Glocken im Türmchen der Lorenzkapelle von Winfried Hecht und Peter Kammerer von Hand geläutet. Im Winter ist dies am Ende der Fasnet und verkündet den Beginn der Fastenzeit, im Sommer rufen die Glocken zum Gottesdienst in die kleine Kapelle, weil ihr Namenstag gefeiert wird.
Mitte des 16. Jahrhunderts wurde sie als Friedhofskapelle auf dem neuen Friedhof beim Bockshof gebaut und dem Heiligen Laurentius geweiht. Der Friedhof beim Münster war zu klein geworden. Inzwischen musste der Friedhof schon wieder verlegt werden und die Lorenzkapelle ist zum Museum geworden.
Aber am Lorenz-Tag findet alljährlich ein Gottesdienst statt. Die Kirche ist mit Blumen geschmückt, am Fahnenmast hängt eine Fahne in den alten Rottweiler Stadtfarben rot und weiß. Die Kirche war auch in diesem Jahr wieder bis auf den letzten Platz gefüllt. Traditionell kommen viele Zizenhausener, ebenso aber auch Bürger aus der ganzen Stadt.
Dekan Martin Stöffelmaier feierte mit der versammelten Gemeinde den Gottesdienst. In seiner Predigt deutete er den Satz „sein Leben gering achten.“ Dabei meinte er nicht den Extrem-Kletterer, der an zwei Fingern ungesichert zwischen Himmel und Erde hängt – oder den Autofahrer, der glaubt, seinen Sportwagen mit Tempo 250 auf der Autobahn noch sicher im Griff zu haben. Er wolle das nicht bewerten.
Bei Laurentius hieß „sein Leben gering achten“, sich bedingungslos für die Armen einzusetzen. Werke der Barmherzigkeit ernst nehmen könne bedeuten, den eigenen Lebensgenuss einzuschränken, bewusst zu verzichten um sich einer guten Sache oder einer bestimmten Person zuzuwenden. Auch der Heilige Laurentius wolle als Vorbild dazu anregen, die Sache Jesu ernst zu nehmen.
Am Ende der Messfeier wurde an jeden Gottesdienstbesucher wieder das Lorenz-Brot verteilt. In diesem Jahr hat Conditormeister Schädle die Springerle gebacken und gestiftet, die den Heiligen Laurentius mit dem eisernen Rost, auf dem er den Märtyrertod erlitt, zeigen. Zum Abschluss des Tages saß man noch gemütlich in der Liederhalle zusammen.
Der Heilige Laurentius, gestorben 258 in Rom, ist der Schutzpatron von Berufsgruppen, die mit offenem Feuer zu tun haben. Dazu gehören Bäcker, Köche, Bierbrauer, Feuerwehrleute. Weil Laurentius das Vermögen seiner Kirche verwaltet hat wird er auch von Archivaren und Bibliothekaren angerufen. Eine Bauernregel heißt: „Kommt St. Lorenz mit heißem Hauch, füllt er dem Winzer Fass und Bauch.“