ROTTWEIL (pm) – Zur Vertiefung der Beschäftigung mit Malerei und Architektur waren Schüler des vierstündigen und des zweistündigen Kurses Bildende Kunst der Kursstufe 1 am AMG unterwegs in Freiburg, Basel und Weil am Rhein.
Die eintägige Studienfahrt unter Leitung von Veronika Heckmann-Hageloch und Gabriela Stanciu diente im ersten Teil dazu, der Geschichte der Malerei vom Mittelalter bis zur Gegenwart zu nachzuspüren. Kurz vor Schließung des Kunstmuseums in Basel für mehr als ein Jahr konnte noch die Gelegenheit ergriffen werden, Kunstwerke im Original an herausragenden Beispielen zu betrachten.
Der Entwicklung realistischer Darstellungsweise konnten die Jugendlichen sehen bei Konrad Witz, dem Maler aus Rottweil, der schon auf die Renaissance voraus weist, und weiter verfolgen bis ins 19. Jahrhundert. In der bedeutenden Sammlung beeindruckten aber auch hervorragende Werke der Moderne, wie z.B. von Picasso und Max Ernst. Auch ein kurzer Blick in die Sonderausstellung mit Bildern von Caspar Wolf, einem Maler der Romantik, war interessant. In der Gegenüberstellung seiner Bilder von Alpenlandschaften mit Fotos aus unserer Zeit konnte man deutlich sehen, was Klima-Erwärmung bedeutet.
Die Anfahrt nach Basel war kurz unterbrochen worden, um in Freiburger Stadtteil Rieselfeld die 2004 nach dem Plan der Architektin Susanne Gross aus Köln erbaute Maria-Magdalena-Kirche, ein ökumenisches Gemeindezentrum, zu besichtigen. Dieser moderne Bau führte bereits hin zur Beschäftigung mit Architektur in Weil am Rhein. Deutlich wurde dabei allen, dass das Erleben von Architektur im Original doch einen wesentlich besseren Eindruck vermittelt als es jegliche Abbildung vermag.
Nach einer ausgiebigen Mittagspause hatte die Gruppe in Weil am Rhein auf dem Gelände der Firma „Vitra“ zunächst Gelegenheit, im „Vitra-Haus“ von 2010 des Basler Architekturbüros Herzog & de Meuron eigene Entdeckungen im Bereich des Design zu machen. Von Stühlen bis zu ganzen Wohnungseinrichtungen gab es viel zu sehen.
Für den Neigungskurs leitete anschließend der Architekt Arne Gentzsch eine dialogische Führung mit dem Hauptakzent auf Tadao Ando. Das minimalistische Konferenzgebäude von Tadao Ando gehört zu den Schwerpunktthemen des Abiturs 2016 und wurde deshalb von außen und innen besonders intensiv betrachtet. Für die Öffentlichkeit ist dieser Bau von 1993 nur im Rahmen von Führungen zugänglich.
Der lange Zugangsweg, der teilweise an einer Mauer vorbeiführt und in einem schmalen Eingang endet, machte deutlich, dass Ando bewusst „aus dem Alltag“ herausführen und zur Konzentration hinführen will. Der Einsatz des glatten Betons in unverputzter, grauer, durch Spuren von Asche lebendig wirkender Farbe in Verbindung mit Glas und Metall lässt die Eigenart des Materials zum Ausdruck kommen. Auf Grundlage der Maßeinheit einer „Tatami-Matte“ hat Ando sein schlichtes und dabei doch abwechslungsreiches Bauwerk konsequent gestaltet.
Asiatische Philosophie hat dabei die Konzeption sicher beeinflusst. Der Japaner Ando hatte sich bemüht, sein Gebäude so zu bauen, dass nur drei der prächtigen alten Kirschbäume gefällt werden mussten. Zwei Kirschbaumblätter als Abdruck in einer Betonwand wirken fast wie eine Signatur. Um die Besonderheit Andos zu verdeutlichen, besuchte die Gruppe das Feuerwehrhaus von Zaha Hadid und erhielt auch Erläuterungen zu den anderen markanten Gebäuden.
Für die Schüler des zweistündigen Kunst-Kurses gab Nora Jost einen Überblick über die unterschiedlichen Bauten auf dem weiten Firmengelände von Vitra, auf dem seit einigen Jahren eine Architektur-Ausstellung weltberühmter Architekten entstanden ist und noch weiter entsteht. Sechs Bauwerke sind dabei von Star- Architekten entworfen worden, die den Pritzker-Architektur-Preis, den „Nobel-Preis der Architektur“, erhalten haben.
Die Jugendlichen konnten dabei viel erfahren über die höchst unterschiedlichen Architekturkonzepte der Moderne. Sie sahen zum Beispiel den Kuppelbau in Leichtbau-Konstruktion, 1975 von Thomas C. Howard realisiert, ferner ein 1953 entstandenes modulares Fertigbau-Tankstellenhäuschen von Jean Prouvé , und eine mit handgeformten Ziegeln verkleidete Fabrikationshalle aus dem Jahr 1994 von Álvaro Siza Vieira. Das ehemalige Feuerwehrhaus der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid wurde ausführlicher betrachtet.
Die Vertreterin des Dekonstruktivismus hatte in Weil 1989-93 zum ersten Mal Gelegenheit erhalten, ihr erstes Gebäude überhaupt zu bauen. Heute zählt sie zu den führenden Architekten der Welt. Im völligen Kontrast zu diesem Gebäude steht der Museumsbau des amerikanischen Architekten Frank O. Gehry von 1989. Dessen erster Bau in Europa wirkt wie eine monumentale Plastik mit geschwungenen Formen, ist weiß verputzt und vermittelt dadurch ein lebhaftes Spiel von Licht und Schatten. Vorbild war dabei die berühmte Wallfahrtskirche von Le Corbusier in Ronchamp (1951-55) in Burgund, nicht weit von Weil entfernt.