Am Donnerstag, 6. August, beginnt vor der Ersten Schwurgerichtskammer des Landgerichts Rottweil der Prozess gegen einen zur Tatzeit 58-Jährigen, der zu Jahresanfang eine Mitarbeiterin des Jobcenters Rottweil mit einem Messer angegriffen haben soll. Ihm wird versuchter Mord vorgeworfen. Der Prozess ist auf sechs Verhandlungstage angesetzt.
16. Januar 2020: Die Rettungskräfte werden zum Jobcenter an der Steig in Rottweil gerufen. Eine 50-jährige Mitarbeiterin der Einrichtung ist offenbar von einem Kunden mit einem Messer schwer verletzt worden. Die Polizei und das DRK rücken mit großem Aufgebot an. Ein Rettungshubschrauber wird angefordert, das Jobcenter geschlossen.
Die Polizei nimmt noch am Tatort eine 58-Jährigen fest. Er soll den Angriff am Vorabend auf Twitter angekündigt haben. Und nach der Tat soll er getwittert haben: „Drei Stiche warte auf Polizei.“
Beim mutmaßlichen Täter handelt es sich um Uwe B. Der Mann ist in Rottweil bekannt und sozial engagiert, etwa in der Suppenküche. Nachdem er damals sein Opfer schwer verletzt hatte, „äußerte er gegenüber hinzukommenden Mitarbeitern des Jobcenters, dass man die Polizei verständigen könne“, so Staatsanwaltschaft Rottweil und Polizeipräsidium Konstanz in einer gemeinsamen Mitteilung damals nach der Tat. Der mutmaßliche Täter – der er auch bei anscheinend klarer Sachlage bis zu seiner rechtskräftigen Verurteilung bleibt – habe sich anschließend ins Erdgeschoss des Bürogebäudes begeben und sich dort eintreffende Polizeibeamten des Polizeireviers Rottweil widerstandslos festnehmen lassen.
Sein Opfer: eine 50-jährige Angestellte des Jobcenters. Sie hatte B. auf Donnerstag um 10.30 Uhr geladen. „Das nennt man Vorladung, darauf folgt die Hauptladung. Pan“, schrieb B. auf Twitter dazu. Die Frau schwebte zwischenzeitlich in Lebensgefahr, die Verletzungen sollen nach Informationen der NRWZ massiv gewesen sein. Der 58-jährige, mutmaßliche Täter soll zu spät zu seinem Jobcenter-Termin erschienen sein. Die Tat geschah gegen 10.45 Uhr.
Das Jobcenter war nach der Tat am Mittag geschlossen worden und blieb dies für eine Woche. Der Notfallnachsorgedienst und Polizeibeamte betreuten Kollegen des Opfers.
Mit mehreren Streifen war die Polizei ab etwa 11 Uhr in Rottweil am „Telekom-Gebäude“ im Einsatz. Das DRK war mit mehreren Rettungswagen und mit einem Rettungshubschrauber an der Steig. Zudem sind der Organisatorische Leiter Rettungsdienst und Ehrenamtliche des DRK da gewesen.
DRK-Retter versorgten das Opfer, der Hubschrauber brachte sie ins Schwarzwald-Baar-Klinikum in Villingen-Schwenningen. Sie konnte zunächst nicht vernommen werden. Auch der damals 58-Jährige schwieg zur Tat. Er sitzt seit seiner Festnahme in Untersuchungshaft.
Das Tatmesser, das der Tatverdächtige bei der Festnahme in seiner Kleidung bei sich führte, haben die Beamten sicherstellen können, hieß es damals im Polizeibericht.
Der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter beginnt am 6. August um 9 Uhr im Sitzungssaal 201 des Rottweiler Landgerichts. Geladen sind nur vier Zeugen – niemand hat die Tat selbst unmittelbar beobachtet, Täter und Opfer sollen allein im Raum gewesen sein. Es sind fünf Fortsetzungstermine anberaumt worden.
Nach der Anklageschrift wurde die Tat möglicherweise im Zustand der verminderten Schuldfähigkeit begangen, denn der Angeklagte leide an einer anhaltenden wahnhaften Störung und möglicherweise zudem an einer paranoiden Schizophrenie.