Wenn viele gemeinsam an einer Sache arbeiten, kann dabei Ungewöhnliches entstehen – das bewies der Kunstaktionstag der JKS Kreisel am Samstag im Flüchtlingswohnheim in der Unteren Lehrstraße in Rottweil. Die interkommunale Jugendkunstschule hatte die Aktion veranstaltet um das bislang so trist erscheinende Treppenhaus des Wohnheimes für alle attraktiver zu machen.
KREIS ROTTWEIL (pm) – Jede Etage des sechsstöckigen Gebäudes muss zu Fuß erreicht werden, deshalb ist die Treppe stark frequentiert, ein idealer Ort um gemeinschaftlich gemalte Bilder entstehen zu lassen, die die Stockwerke kenntlich machen. Kunst kann Brücken bauen und Menschen miteinander verbinden. Wenn Menschen aus den unterschiedlichsten Nationen an der Ausgestaltung des Gebäudes mitwirken, werden sie sich auch in Zukunft mit dem Ort besser identifizieren können, so dachte sich die Leiterin der JKS Kreisel und suchte sich Unterstützung und Förderer für das Vorhaben.
Sie fand diese beim Lions Club Rottweil, der im Jahr 2002 eine Initiative zur Gründung der Jugendkunstschule ins Leben gerufen hatte und die interkommunale Einrichtung seitdem ideell und materiell fördert. Auch der Freundeskreis Asyl zeigte sich spontan angetan von der Idee und somit konnte eine positive Kooperation beginnen. Mit mehreren ehrenamtlichen Helfern verhalf der Freundeskreis dem Treppenhaus eine Woche zuvor zu einem ersten einheitlichen Anstrich, auf dem nun die Gestaltung beginnen konnte.
Die Jugendkunstschule, die mit zwölf Dozenten am Samstagmorgen ihre Aktionen startete, bot neben der Malaktion auch Hockerschnitzen im Freien an sowie textiles Arbeiten mit Stoff an, bei dem neben Basecaps auch Tücher und Kissen genäht und verziert werden konnten. Besonders das Arbeiten mit dem frischen Stammholz, aus dem die Hocker mit Handwerkzeug und Maschinen gearbeitet wurden, war bei strahlendem Sonnenschein ein begehrter Arbeitsplatz für viele der älteren Kinder und jungen Männer.
Im Inneren des Gebäudes sammelten sich nach kurzer Zeit schon Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer die zusammen mit den „Kreisel“-Dozenten jeweils eine Treppenhauswand mit individuellen und lebendig wirkenden Bildern bemalten. An einer bunten Unterwasserwelt vorbei, passiert man nun die Stadtlandschaft Rottweils, einen Dschungel, eine europäische Waldwiese, weiter höher eine Savanne, ein Panorama aus den Anden und erreicht schließlich des Anblick des Himmels mit Vögeln und Heißluftballons sowie die “Kinderinsel“ im obersten Flur. Insgesamt konnten Flüchtlinge aus 16 verschiedenen Nationen, Afrikaner, Asiaten und Südosteuropäer, ihre Energie und vielleicht ein stückweit ihre Träume in die Bilder einbringen.
Bernhard Rüth, Vorsitzender des Fördervereins Jugendkunstschule und Amtsleiter Kultur beim Landratsamt Rottweil, sowie Claus Faber, Kunstbeauftragter vom »Lions Club« Rottweil machten sich am Nachmittag ein Bild von der Aktion und zeigten sich beeindruckt.
Die Kunst ist eine internationale Sprache, ein Verständigungsmedium der Kulturen«, hob Rüth die Bedeutung der Veranstaltung hervor. Und nur durch Spracherwerb sei eine gelungene Integration möglich. Über das Projektfördergeld des Lions Club, das durch einen symbolischen Scheck überreicht wurde freute sich die Leiterin des „Kreisels“, Friederike Hogh-Binder, denn erst dadurch sei die Arbeit ermöglicht worden.
Christoph Frank, Initiator des Freundeskreises Asyl, und Max Burger bezeichneten die Aktion als großartig. Das Engagement der Beteiligten und Ausmaß der Kunstaktion habe ihre Erwartungen übertroffen. Bernd Hamann, Leiter des Dezernates für Soziales, Jugend und Versorgung im Landratsamt Rottweil hofft, dass diese Aktion nicht einmalig gewesen ist, sondern sich noch mehrfach eine Gelegenheit für solch eine positive Kooperation ergibt. Ein schönes, vom Freundeskreis organisiertes kleines Fest für alle Beteiligten mit spannenden Vorführungen bildete den Abschluss des gelungenen Tages.