SCHRAMBERG (pm) – Wie es sich mit der niedrigsten und höchsten Arbeitslosenquote in Deutschland lebt, das erfuhren etwa 70 Besucher bei der Lesung des aus Schramberg stammenden Journalisten und Autoren Achim Graf in der Schreinerei Graf in Sulgen am vergangenen Wochenende, heißt es in einem Pressebericht.
„Zwei Deutschland“ heißt sein Buch, das Reportagen und Porträts aus den Regionen Eichstätt in Bayern und Uckermark in Brandenburg versammelt und einen ebenso bewegenden wie unterhaltsamen Einblick gibt in den Alltag der Bewohner der betroffenen Landkreise.
In den Ausschnitten, die Graf für die Lesung wählte, wurde deutlich, dass im florierenden Eichstätt (1,3 Prozent Arbeitslose) zwar kaum jemand um seinen Arbeitsplatz bangen muss, im Gegenzug die Lebenshaltungskosten aber deutlich gestiegen sind. Auch die Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, genügend Personal zu finden. Ein Autodesigner etwa berichtete vom „Kampf um die Talente.“
Die Uckermark (15,2 Prozent Arbeitslose) kämpft derweil weiter gegen die Abwanderung vor allem der jungen Menschen. Am Beispiel einer erfolgreichen Landhausbetreiberin bei Prenzlau zeigte der Autor jedoch auch, dass sich ein paar Unerschrockene mit Engagement und Ideen dem prophezeiten Niedergang der Region entgegenstellen. Durchaus mit Erfolg.
Im Anschluss an die Lesung, die von Franziska Gruber und Timo Armbruster am Akkordeon musikalisch begleitet wurde, entspann sich eine angeregte Diskussion zwischen Autor und Publikum. Eines sei laut Achim Graf jedenfalls sicher: Genügend Arbeitsplätze alleine machen die Menschen nicht zwangsläufig glücklich. Ohne Arbeit allerdings sei ein gelingendes Leben in unserem Wirtschaftssystem für den Einzelnen kaum möglich.
Silvia und Klaus Armbruster, die zur ungewöhnlichen Lesung in ihrer Werkstatt eingeladen hatten, nahmen dieses Fazit quasi schon vorweg, indem sie die Besucher um Spenden für die Schramberger Tafel baten. So kam eine dreistellige Summe zusammen, die nun den Bedürftigen der Region zugutekommen. Denn auch diese gibt es im Landkreis, selbst bei weniger als drei Prozent Arbeitslosen.
