DEISSLINGEN-LAUFFEN (mm) In Lauffen wird Gips abgebaut und daraus Gipskarton hergestellt. Das macht die Firma Knauf seit vielen Jahren. Nun steht direkt daneben eine neue Anlage, und die recycelt Gipskartonplatten und macht daraus wieder Gips. Grund genug auch für Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller, am Freitag zur Eröffnung zu kommen, denn immerhin ist diese Anlage erst die zweite ihrer Art in ganz Deutschland.
Die Firma Strabag plante sie schon seit drei Jahren, wie Hermann Hahn, Projektleiter bei der Strabag Umwelttechnik GmbH betonte. Nur dass sich lange kein geeigneter Standort dafür fand. Doch dann kam er nach Deißlingen, erzählte der Projektleiter, und als er Bürgermeister Ralf Ulbrich sein Leid klagte, meinte der, „Hier sind Sie willkommen!“ Und das seien keine leeren Worte gewesen.
Darüber freute sich nicht nur Hahn, sondern auch Minister Untersteller. Immerhin braucht Baden-Württemberg jährlich 90 Millionen Tonnen Baustoff, das heißt, auf jeden Bürger kommen neun Tonnen, und dazu fallen 12 Millionen Tonnen Bauschutt an. „Wer ein nachhaltiges Baden-Württemberg gestalten will, kommt an der Baubranche nicht vorbei.“
Immerhin habe man eine Recyclingquote von 82 Prozent erreicht und liege damit weit über dem gesetzlich geforderten Ziel. Untersteller betonte, man wolle sich keineswegs auf den Lorbeeren ausruhen. „Wir sind auf dem richtigen Weg zur gelebten Kreislaufwirtschaft“, so Untersteller, da komme die Recyclinganlage zur rechten Zeit an den rechten Ort: „eine lobenswerte Initiative der Privatwirtschaft!“
Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel lobte den Standort Deißlingen als besonders innovativ und freute sich über die Bauplanung, „die haben Sie im gestreckten Galopp genommen!“ Vernünftige, schlanke Genehmigungsverfahren seien wichtig, so betreibe man Wirtschaftsförderung, ein Investor wolle schließlich, dass das Kapital arbeite. Die Region stehe gut da, ließe sich zwar nicht mit Stuttgart vergleichen, „aber mieten Sie da mal eine Wohnung….“ Sein Appell an den Minister: „Wir brauchen das Breitband!“ und an die anwesenden Firmenchefs: „Wir sind was Neuansiedlungen angeht, unbegrenzt belastbar.“
Deißlingens Bürgermeister Ralf Ulbrich freute sich, dass die Verantwortlichen von Strabag die Vorteile des Standorts „Gott sei Dank noch rechtzeitig erkannt haben!“ In Deißlingen beherberge man gerne Betriebe mit großen Namen, er hoffe, dass diese Anlage Strahlkraft habe auch auf andere Konzerne und Betriebe. Thomas Beißwenger, Geschäftsführer des Industrieverbands Steine und Erden ISTE, betonte die Notwendigkeit des Gipsrecyclings: Derzeit bekommt man noch 60 Prozent der benötigten Gipsmengen aus der Kohleverstromung, doch wenn die Kohlekraftwerke mal abgeschaltet seien, käme dem Recyclinggips noch größere Bedeutung zu.
„Knauf hat sich schon vor dreißig Jahren zum Recycling bekannt“, betonte Dr. Jörg Demmich von der Knauf AG, und damals begonnen, den Gips aus den Kraftwerken zu nutzen, der davor auf den Deponien landete. Demmich betonte die „beispielhafte Unterstützung durch den Umweltminister, das Rottweiler Landratsamt und die Gemeinde Deißlingen.“
Im Anschluss zeigte Projektleiter Hahn den Gästen die Funktion der Anlage, die den Gipsschutt zu qualitativ hochwertigen Gips verarbeitet, Metall- und Papierreste herausfiltert, die dann wiederum recycelt werden – und am Ende feinsten Gips herausbringt. Der dann nebenan wieder zu Gipsplatten wird.