DEISSLINGEN (mm) – 21 engagierte Bürger wurden beim Neujahrsempfang der Gemeinde Deißlingen geehrt. Und Bürgermeister Ralf Ulbrich appellierte an die Menschlichkeit: Eine zutiefst humanitäre Verpflichtung sei es, im wohlhabendsten Land Europas Flüchtlingen eine neue Heimat zu bieten.
„Unsere Gesellschaft hat in der Vergangenheit bewiesen, dass wir in der Lage sind, Menschen in unserer Mitte aufzunehmen, die freiwillig oder unfreiwillig zu uns gekommen sind in der Erwartung eines besseren Lebens, als das, das sie in ihrer Heimat aufgaben.“ Die Flüchtlingswelle nach dem zweiten Weltkrieg habe Deutschland damals vor wesentlich größere Probleme gestellt, und dennoch sei es gelungen „durch einen großen Zusammenhalt, durch Nachsicht, Toleranz und der Bereitschaft, selbst zurückzustecken.“
Heute sei die Zahl der Flüchtlinge vergleichsweise überschaubar, und vor allem sollte man angesichts des Bevölkerungsrückgangs dankbar sein über jeden, der hier Fuß fassen will. Auch wenn nicht nur hochqualifizierte Kräfte kämen, sei doch zu bedenken, dass „auch bei uns nicht nur geborene Ingenieure und Fachkräfte gibt.“
Ulbrich ging auf das Gemeindejubiläum ein: „Man darf heute mit Fug und Recht behaupten, dass hier zusammengewachsen ist, was zusammen gehört!“ Doch wurde im vergangenen Jahr nicht nur gefeiert, sondern auch geschafft, bei den Baustellen des DRK und des Radfahrervereins, aber auch in Lauffen bei der Anlieferung des S 21-Aushubs und der Gipskartonrecyclinganlage, hier lobte der Schultes die unbürokratische Unterstützung durch die Behörden. „Auf diese Weise kann sich der ländliche Raum positiv von schwerfälligen Strukturen der Ballungsräume abheben!“
Kernaufgabe der Kommunalpolitik sei die Stärkung des ländlichen Raums im Wettbewerb mit den Ballungsräumen: Das Projekt Spurwechsel, die Gemeinschaftsschule, die Nachhaltigkeitsregion – interkommunale Zusammenarbeit funktioniert und stärkt. Dagegen ist der Arzt wieder weg. „die Anstrengungen von Verwaltung und Gemeinderat wurden nicht honoriert!“ Ulbrich appellierte an die Bürger, die Angebote vor Ort wahrzunehmen: „Wir selber haben es in der Hand, ob Deißlingen auch in Zukunft eine aktive, lebendige und lebenswerte Gemeinde sein wird oder ob wir zur vorstädtischen Schlafgemeinde werden.“
Man werde in diesem Jahr ein Investitionsprogramm in Millionenhöhe starten, Aubertschule und -halle sanieren, den Ortskern, das Rathaus samt Kehlhof, dafür mit bis zu 60 Prozent Förderung vom Land rechnen und dennoch keinen einzigen Euro Schulden machen, innerorts Bauland ausweisen, ohne weiter ins Grüne zu wachsen – Hausaufgaben erledigt. „Wir leben in einer wirtschaftsstarken Region“, damit sei man attraktiv für Zuziehende, „beim Begriff Zuzug gehen einem aber derzeit viele Gedanken durch den Kopf.“
Krisenherde, Attentate, die zunehmend radikalisierte Diskussion über Zuwanderung – hier würden ganz gezielt Ängste geschürt. Diskussion sei nötig, das halte eine Demokratie aus, aber nur eine solche, die „in Zimmerlautstärke und nicht über Megaphone geführt wird!“ Eine Diskussion führe man nicht, indem man Parolen skandiere, „sondern indem man sich informiert und belastbare Argumente austauscht.“ Umrahmt wurde der Empfang von der kleinen Besetzung des Musikvereins.