Es blieb bis zum Schluss der Wurm drin: Bei der Eröffnung des Erlebnisbauernhofs verspätete sich Landrat Wolf-Rüdiger Michel, weil das Navi in der Dienstlimousine mit der Adresse nichts anzufangen wusste, und der eigentlich vorgesehene Ministerialdirigent als Redner musste sich von einem Beamten aus dem Regierungspräsidium vertreten lassen. Und dann begann es, nach tagelangem Sonnenschein, am Montagvormittag auch noch zu regnen.
WALDMÖSSINGEN (him) – Wie auch immer, am Ende waren alle froh, dass die an Pleiten, Pech und Pannen reiche Geschichte zur Umwandlung des Tiergeheges Waldmössingen in einen Erlebnisbauernhof nun abgeschlossen ist und der Hof in Betrieb gehen kann.
Zur Begrüßung hatten die Viertklässler der Waldmössinger Grundschule eine verrappte Version von „Alle meine Entlein“ präsentiert – was die Stimmung merklich anhob.

Oberbürgermeister Thomas Herzog nutzte die Gelegenheit und fragte die Mädchen und Jungen, ob sie denn wüssten, woher die Milch komme, und wie viele Eier ein Huhn am Tag lege. Sie wussten, mehr oder weniger.
Herzog bat alle Anwesenden einmal kräftig durchzuatmen, auch „weil es nun ist.“ Die Sanierung des Erlebnisbauernhofes sei vollendet. „Der Weg, den wir dafür bis heute gegangen sind, war manches Mal ein etwas beschwerlicher Weg“, deutete Herzog die Probleme nur an.
Herzog erinnerte in seiner Begrüßung aber lieber an die lange Geschichte des Tiergeheges Waldmössingen, entstanden in den 80er Jahren. Die Anlage inklusive eines Kiosks seien „in zahlreichen freiwilligen Arbeitsstunden von Helfern aus der Bevölkerung, dem Förderverein für Heimatpflege und unter Mithilfe der Ortsverwaltung mit viel Idealismus gebaut“ worden.
1997 übernahm die Familie Schmid als Pächter von der Stadt das Gelände und hat sich mit dem Angebot für Schulklassen „Lernen auf dem Bauernhof“ ein weiteres Standbein geschaffen.
Doch die Gebäude und Ställe gerieten in einen teilweise beklagenswerten Zustand, und so suchte Schramberg eine Möglichkeit, das Tiergehege zu sanieren. Mit Hilfe des LEADER-Programms sollte ein „Erlebnisbauernhof“ mit drei neuen Stallungen und einem öffentlichen WC umgesetzt werden.
Weil das Projekt aber auf einem römischen Dorf steht, mussten die Arbeiten immer wieder unterbrochen werden, weil die Archäologen Funde machten. Das verzögerte und verteuerte das Projekt. Hinzu kamen Planungsfehler und Pech mit dem Baugrund. Die Kosten für das Projekt waren von ursprünglich geplanten 600.000 Euro auf nunmehr 1,2 Millionen Euro geklettert.

Doch nun ist alles fast fertig, und Herzog hebt die didaktischen Möglichkeiten hervor, Beispiel: „Im Schweinestall ermöglicht eine großzügige Verglasung den Einblick in die Ferkelbucht.“ Herzog dankte allen Beteiligen für ihre Arbeit. Er ist überzeugt: „In Kombination mit dem in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Abenteuerspielplatz, dem Römerkastell mit Museum und dem Waldmössinger Sportplatz lässt sich hier viel erleben.“
In Vertretung eines Vertreters des ganz ursprünglich mal angekündigten Landesministers für den Ländlichen Raum sprach der stellvertretende Abteilungsleiter für Landwirtschaft im Freiburger Regierungspräsidium Peter Brecht. Neben dem Römerkastell werde der Erlebnisbauernhof „ein weiteres Juwel.“ Ihm war wichtig, dass ganz ursprünglich bürgerschaftliches Engagement beim Tiergehege die entscheidende Rolle gespielt habe, denn auch jetzt wieder wolle die Landesregierung stärker bei der Verteilung von LEADER-Mitteln auf Bürgerbeteiligung setzen. „Die Leute vor Ort wissen besser, was für sie gut ist, als die in Stuttgart oder Freiburg.“
Das Waldmössinger Projekt werde kein Museum, sondern zeige, wie die Landwirtschaft im 21. Jahrhundert funktioniert. Es solle „die bäuerliche Landwirtschaft anschaulich vermitteln.“ LEADER, also die EU, übernehme 314.000 Euro oder 75 Prozent der förderfähigen Kosten, weitere 115.000 Euro steure das Land bei. „Gut angelegtes Geld“, findet Brecht.
Landrat Michel dankte der Familie Schmid und der Stadt, dass man es verstanden habe, „die ein oder andere Klippe zu umschiffen.“ Das Projekt sei wichtig für den Tourismus in der Region, und werde über Schramberg hinaus ausstrahlen.
Mit Scheren ausgestattet schritten anschließend OB Herzog, Abteilungsdirektor Peter Brecht, Ortsvorsteherin Claudia Schmid, Landrat Wolf-Rüdiger Michel und der CDU-Landtagsabgeordnete Stefan Teufel zum offiziellen Eröffnungsakt und durchschnitten ein rotes Band.
Nach einem Rundgang über das Gelände stärkten sich die Vertreter aus dem Gemeinderat, der Baufirmen, der Behörden und aus der Bevölkerung an einem von Irina Hauer, geborene Schmid, vorbereiteten Buffet mit regionalen Produkten.