ROTTWEIL – Viel gemeinsam haben Elmar Schnitzer, Bestsellerautor aus Hamburg, und Sven Keller, Ladenbesitzer aus Rottweil, auf den ersten flüchtigen Blick nicht. Doch die beiden teilen eine große Leidenschaft: ihr Herz schlägt für den Rottweiler.
Zwei ganze Bücher hat Schnitzer damit gefüllt, wie sehr seine Rottweiler Paul und Kalle sein Leben bereichert haben, wie sich seine Perspektiven und Prioritäten durch sie veränderten. Erfahrungen, die Sven Keller teilt, der seine Hundebegeisterung jetzt mithilfe von Markus Liedgens ebenfalls zum Beruf gemacht hat. Zur Eröffnung seines „Rottweiler Lädele“ am Friedrichsplatz hat er Schnitzer eingeladen, der für den Abend aus dem hohen Norden angereist kam. Auch Oberbürgermeister Ralf Broß schaute vorbei.
„Herr Keller hatte mich schon vor einer ganzen Weile kontaktiert und gefragt, ob ich bei seiner Ladeneröffnung lesen würde“, sagte Elmar Schnitzer. Die weite Reise nach Rottweil unternahm er nicht zum ersten Mal: vor vier Jahren, so berichtete er den Gästen, „schnüffelte ich im Auftrag der Hundezeitschrift Dogs hinter Kalles Ahnen her“. Im Dominikanermuseum fand er den „Adam der Rottweiler“: auf einem Mosaik, das einst Fußboden einer römischen Villa war und 1834 in einem Acker gefunden wurde. Älter als die Fasnet sei die Rasse damit: „Das muss man erstmal hinkriegen, als Hund in Rottweil, oder?“
Aber Elmar Schnitzer war nicht gekommen, um die Geschichte der Rasse Rottweiler aufzubereiten. Was er zu sagen hatte, ging tiefer: es war der Versuch, ein Gefühl in Worte zu fassen und zu erklären, was einen Menschen an einem Hund, namentlich dem Rottweiler, begeistert. Und als ehemaliges Mitglied der Chefredaktionen überregionaler Zeitungen wie Bild, Welt am Sonntag oder BZ, weiß Schnitzer, wie er seine Worte wählen muss, um die Zuhörer zu erreichen. „Rottweiler sind nicht böse und nicht heimtückisch, nicht habgierig und nicht neidisch. Egoismus und Falschheit sind ihnen fremd“, sagte er, „sie vergelten Liebe mit Liebe, aber niemals Hass mit Hass.“
Und so wurde seine Rede, die die beiden Bestseller „Ein Glücksfall für Paul“ und „Kalle für alle“ zusammenfasste, nicht nur eine Liebeserklärung an die Rasse Rottweiler, sondern auch auch ein bisweilen philosophischer Blick auf den Menschen selbst, dem die Hunde einen Spiegel vorhalten. Kalle fand Schnitzer verängstigt und halb verhungert über eine EBay-Anzeige, Paul ausgesetzt und misshandelt im Tierheim. „Als Individuum hat man keine Macht, man ist der Macht der anderen ausgeliefert“, stellte Schnitzer fest und zitierte in Folge Kant („Wir Menschen sind aus krummem Holz gemacht“), Faulkner und Bewusstseinsforscher Christof Koch.
Die Rasse Rottweiler, so vorurteilsbelastet, verdiene „Achtung und Zuspruch, nicht Ablehnung und Abneigung“. Eine Auffassung, die Sven Keller teilt. Sein Laden ist gleichzeitig ein Info-Point des Allgemeinen Deutschen Rottweiler Klubs (ADRK), wo sich Interessierte jederzeit über die Rasse informieren können – und vielleicht vom Gegner zum Rottweiler-Freund werden.
