ROTTWEIL (pm) – Am kommenden Sonntag, 16. August, bietet der Rottweiler Geschichts- und Altertumsverein eine Sonderführung außerhalb des gedruckten Jahresprogramms an. Ausschussmitglied Wolfgang Vater führt und referiert zum Thema Rottweiler Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Der Stadtrundgang beginnt um 11 Uhr am Hauptportal des Heilig Kreuz-Münsters.
Zur Rottweiler Stadtgeschichte des 19. Jahrhunderts gehört auch eine Reihe von Persönlichkeiten, die sich durch herausragende Begabungen und Leistungen, besonderes Engagement, oder vielleicht auch durch ihren ausgeprägten Charakter von der Allgemeinheit abgehoben haben.
So ragte im künstlerischen Bereich der Rottweiler Goldschmied Josef Hugger deutlich heraus. Er hatte seine Werkstatt dort, wo sich heute die Weinstube Grimm befindet. Hugger gehörte in seiner Zeit zu den gefragtesten Goldschmieden der Diözese Rottenburg. Ihm gebührt das Verdienst, den “Beuroner Stil”, der ursprünglich nur die Fresko- und Tafelmalerei umfasste, auf die Goldschmiedekunst übertragen zu haben.
Ein begabter Lithograph war Jakob Kammer. Er wohnte und arbeitete in der Suppengasse, am “Flaschenbuckel”. Seine Arbeiten, darunter verschiedene Rottweiler Stadtansichten, sind in Sammlerkreisen hoch begehrt. Dabei stellte er auch Ansichten dar, die es heute so gar nicht mehr gibt, etwa die Partie am Neckar in Rottweil-Altstadt mit einer längst abgebrochenen gedeckten Holzbrücke.
Längst zur legendären Figur ist Franz Joseph Kramer, Herrenkramer, geworden. In seinem kleinen Haus in der Badgasse war nicht nur seine Sammlung alter Rottweiler Narrenkleider untergebracht, sondern auch die Herrenkramersche Krippe, in größter räumlicher Enge.
Der Kreis der Rottweiler Persönlichkeiten von damals wäre aber zu eng gegriffen, wollte man darunter nur Männer mit katholischem Bekenntnis sehen. So tat sich während der deutschen Revolution von 1849 neben mehreren weiteren Frauen auch die junge Julie Marmont hervor, die sich mutig für die demokratische Verfassung der Paulskirche einsetzte, gegen die von Preußen her eingeleitete Politik der Unterdrückung aller liberalen Bestrebungen.
Der personengeschichtliche Stadtrundgang endet am Friedrichsplatz beim ehemaligen Stadthaus der Grafen von Zimmern. Hier wohnte der evangelische Stadtpfarrer Dr. Philipp Wolff, zuständig für die kleine evangelische Gemeinde mit etwa 300 Mitgliedern.
Neben seiner seelsorgerlichen Arbeit tat er sich als Orientalist mit Übersetzungen aus dem Arabischen hervor. Dass er über all dem auch das normale bürgerliche Leben nicht vergaß, kann man daraus ersehen, dass er zusammen mit dem katholischen Stadtpfarrer und dem jüdischen Rabbiner im “Rebstock” Karten spielte: Die Rottweiler nannten sie “die heilige Dreifaltigkeit”.