Ohne Beschlussempfehlung, aber mit vielen Fragen hat der Verwaltungsausschuss das Papier von Fachbereichsleiter Berthold Kammerer zur Schulentwicklung in Schramberg aufgenommen. Vor der Gemeinderatssitzung in zwei Wochen wollen die Räte die Vorschläge -insbesondere zu einem Umzug von Realschule und Gemeinschaftsschule auf den Sulgen – in den Fraktionen gründlich diskutieren.
SCHRAMBERG (him) – Zu Beginn der Debatte hatte Oberbürgermeister Thomas Herzog betont, in der Schulpolitik sei „vieles im Fluss.“ Der Verwaltungsvorschlag sei eine Diskussionsgrundlage, um bei „einer guten Schulentwicklung voranzukommen.“ Kernpunkt des Papiers, das Fachbereichsleiter Berthold Kammerer vorstellte: Der Bau eines neuen Schulhauses auf dem Sulgen irgendwo zwischen der Kreissporthalle und dem Wittumgelände für den Schulverbund Erhard-Junghans-Schule mit der Realschule und der Gemeinschaftsschule. Vorsichtig geschätzte Kosten: bis zu 18 Millionen Euro.
Kammerer begründet den Vorschlag so: Einerseits gingen die Schülerzahlen seit Jahren zurück, andererseits gebe es den Trend zur Ganztagsschule. Die Werkrealschule werde immer weniger akzeptiert und die Gemeinschaftsschule sei „nicht unumstritten.“
Die Attraktivität des Schulverbunds von Realschule und Gemeinschaftsschule soll durch eine Zusammenführung an einem Standort gesteigert werden. Bisher befinden sich Klassen des Schulverbundes zum einen im Gebäude der Realschule, zum anderen im Schulhaus in der Graf-von-Bissingen-Straße. Das erweise sich im Wettbewerb mit anderen Schulen als nachteilig. Deshalb sollten mittelfristig zur Stärkung des Schulstandortes der Schulverbund als weitere Säule der Sekundarstufe 1 neben dem Gymnasium „an einem neuen Standort unter einem Dach“ zusammengeführt werden.
Seit einem Jahr habe eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Schulen, der Eltern und des Gemeinderates intensiv beraten. Neun Varianten habe man in einer Matrix untersucht und die Gruppe sei zum Ergebnis gekommen, dass der Umzug der Erhard-Junghans-Schule (EJS) auf den Sulgen die meisten Vorteile brächte.
Kammerer sieht darin insbesondere einen „Vorteil im Wettbewerb mit vergleichbaren Nachbarschulen.“ Die Stadt könne nicht einfach alles wie bisher belassen, „sonst entscheiden sich die Eltern gegen unsere Schulen.“
Weil die Grund- und Werkrealschule auf dem Sulgen möglicherweise zur zentralen Werkrealschule für die Raumschaft werde, sollte eine neue Schule möglichst in der Nähe des vorhandenen Schulcampus Sulgen gebaut werden, um Synergieeffekte nutzen zu können. Ein solcher Neubau würde bis zu 18 Millionen Euro kosten, davon würde das Land möglicherweise ein Drittel übernehmen, sodass die Stadt etwa zwölf Millionen Euro investieren müsste.
Wenn der Neubau auf dem Sulgen käme, könnten die dann leer stehenden Gebäude in der Talstadt etwa für das JUKS, für den Kindergarten Don Bosco, die Schramberger Tafel, als Bürgerhaus, für Vereinszwecke oder für die Berneckschule genutzt werden. Wenn die bisherigen Gebäude des Schulverbundes weiter genutzt werden, würden dort etwa 3,5 Millionen Euro für Sanierungen und Brandschutz erforderlich, heißt es in der Vorlage.
Thomas Brantner wollte für die CDU- Fraktion weitere Informationen zu den Schülerströmen, ihm fehlte ein „Übergangsweg“, bis das Projekt verwirklicht sei. Andererseits müsse sich die Stadt sputen, „bevor der Markt verlaufen ist.“ Oberbürgermeister Thomas Herzog sprach von einer der wichtigsten Entscheidungen der nächsten Jahre und kündigte eine mögliche Bürgerinformationsveranstaltung zur Schulentwicklung an.
Udo Neudeck forderte für die freie Liste, man müsse nun „schnell zu einer Entscheidung kommen.“ Wenn man es nüchtern sehe, werde das Projekt auf dem Sulgen realisiert. Ein Vertreter der Fraktion SPD-Buntspecht wünschte sich eine breite öffentliche Information und Diskussion, bei der auch die Folgen für die Talstadt erörtert werden müssten. Auch müsste klar gemacht werden, wie die zwölf oder gar 18 Millionen Euro finanziert werden sollen. Ziel müsse sein, möglichst einmütig zu einem Beschluss zu kommen.
Leidenschaftlich plädierte Schulleiter Udo Trost von der EJS für Neubau und Umzug. Bliebe die Schule auf zwei Standorte verteilt, hätte das gravierende Auswirkungen auf das Schulleben. Die Schule sei nicht attraktiv genug für Schüler und Lehrer. Die Fluktuation der Lehrer sei hoch: „Wir haben dieses Jahr 22 neue Kollegen bei insgesamt 76 Lehrkräften.“
Weil die Gemeinschaftsschule als Ganztagesschule und mit ihren anderen Unterrichtsformen ein gutes Drittel mehr Raumbedarf habe, würden auch die 3,5 Millionen Euro nicht reichen. Diese seien lediglich für die Sanierung der bestehenden Gebäude gerechnet. Würde man den zusätzlichen Raumbedarf kalkulieren, käme man auf zehn bis zwölf Millionen Euro. „Dann sieht die Sache schon ganz anders aus.“ Die Realschule in der Schillerstraße sei denkmalgeschützt: „Da kann ich nicht einfach Wände rausreißen“, so Trost. Andererseits seien die Bedingungen für Sport auf dem Sulgen exzellent. Die Nähe zu den Berufsschulen erleichtere die Zusammenarbeit.
Schließlich war sich der Ausschuss einig, die Argumente in den Fraktionen zu erörtern, um dann im Gemeinderat am 1. Oktober zu einem Beschluss zu kommen.